Füssener Heimatzeitung Nr. 196

73 Füssener Heimatzeitung Nr. 196 vom November 2020 Im Gasthaus zur Post aufgewachsen Die kleine Amalie wurde imWinter 1838 in Pfronten-Weißbach ge- boren und wuchs im alten Gast- haus zur Post (jetziges Gasthaus „Rößle”) auf. Nachdem sie für einige Zeit in einer Klosterschule bei Polling und Weilheim war, kam sie später wieder zurück nach Pfronten, ummit der Familie gemeinsam in der eigenen Wirt- schaft zu arbeiten. Als Tochter der erfolgreichen Eheleute Maria Schallhammer, geb. Buchner (1808-1878) und Johannes Schall- hammer (1799 -1867) war klar, dass sie niemanden heiraten durfte, der unter ihrem Stand war. Dass der neu zugezogene Johann Pfister sich schlagartig in die Wirtshaustochter verliebte, und diese die Liebe erwiderte, spielte für die Eltern keine Rolle. Als der Vater Johannes von der frisch aufgekeimten Liebe der beiden erfuhr (es war wohl etwas amVorabend vorgefallen), schrieb er dem Verehrer einen kurzen, aber überaus deutlichen Brief: „Herr Johann Pfister! Nachdem was gestern vorgefallen ist, muß ich Sie bitten, mein Haus nicht mehr frequentieren zu wollen, auch wird man heute zum Mit- tagstisch Sie nicht mehr erwarten. Schallhammer.” Keine leichte Vergangenheit Für den Jüngling Johann Pfister brach damit eineWelt zusammen, war für ihn doch ab dem ersten Moment klar, dass er Amalie hei- raten wolle und sie die Liebe sei- nes Lebens sei. Johann Pfister hatte es im Leben nicht leicht. Mit vier Jahren starb sein Vater an Typhus und nur zehn Jahre später wurde er mitsamt seinen fünf Geschwistern zum Vollwai- sen, als auch seine Mutter noch starb. Doch für ihn war klar, dass er Lehrer werden will, egal wie schwer dies werden würde. Er wollte seinem Vater, der auch Lehrer war, nacheifern und so kam für ihn kein anderer Beruf in Frage. Ohne Geld eine Ausbil- dung zu absolvieren, war zur da- maligen Zeit kein leichtes Unter- fangen, doch wegen seiner Wil- lensstärke, die sich später auch in seiner Beziehung zu Amalie zeigte, schaffte er es tatsächlich, eine Prüfung in Lauingen abzu- halten und wurde schließlich im Alter von 19 Jahren nach Pfronten als zweiter Schulgehilfe geschickt. Dies sollte sein Schicksal für im- mer verändern. Kennenlernen mit Amalie Er bewohnte zusammen mit ei- nem Schulkollegen ein kleines Zimmer, welches die Gemeinde Pfronten ihm zur Verfügung stell- te, und den Mittagstisch nahm er im oben bereits erwähnten Gasthaus zur Post in Weißbach ein. Und hinter der Theke stand keine andere als Amalie Schall- Fortsetzung auf Seite 74  Der Vater von Amalie, Johannes Schallhammer, (gemalt von Alois Keller). Bild: privat

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