Füssener Heimatzeitung Nr. 196

74 Füssener Heimatzeitung Nr. 196 vom November 2020 hammer, die alsWirtshaustochter die Gäste bediente. Dort also be- gann ihre Liebesgeschichte, doch sobald der Vater davon Wind be- kommen hatte, hatte der junge Johann Pfister auch schon Wirts- hausverbot und dadurch inbe- griffen ein Verbot, die Tochter des Wirts zu treffen, erhalten. Denn für den Vater Johannes Schallhammer kam eine Heirat mit einem Lehrergehilfen gar nicht in Frage. Treffen im Gartenhäuschen Doch die vier Jahre ältere Amalie wollte sich nicht von Johann tren- nen und so ließ sie ihm einen geheimen Brief zukommen: „Lieber Johann! Ich möchte Dich ersuchen, ein paar Tage unser Haus nicht zu betreten, denn es hat gestern ein wenig Spektakel gegeben, und ich füchte deshalb, daß der Vater dich kränken könnte. Wenn Du willst und kannst, so komme heute bis neun Uhr zum Garten- haus, wo ich dir dann erzählen werde.” Amalie unter die Haube bringen Als Johann in den Schulferien zu- rück in seine Heimat fuhr, wollte der Vater Johannes Schallhammer die Chance nutzen und seine Tochter kurzerhand verheiraten. Aber Amalie blieb hartnäckig und zugleich zuversichtlich, was deren gemeinsame Beziehung anging. Dies geht aus dem folgenden Brief hervor, welchen sie am 01. Oktober 1863 an Johann schrieb: „Die Heirathsgeschichten sind alle so ziemlich gut abgelaufen und ich habe jetzt sozusagen ausgekämpft.” Vater schickt Amalie weg Doch weit gefehlt. Der Vater hatte noch lange nicht ausgekämpft und war fest entschlossen, dass diese Heirat niemals zustande kommen sollte. Aber ebenso ent- schlossen war das junge Paar und wenn sie schon nicht heiraten konnten, so wollten sie sich ewige Treue versprechen. Dies geschah dann auch am 05. März 1865. Wie dieses Versprechen trotz aller Heimlichkeit zumVater gelangte, war ihnen unerklärlich, doch er erfuhr es und war außer sich. Da er Johann Pfister nicht aus Pfron- ten wegschicken konnte, ver- bannte er seine Tochter. Er schick- te sie nach Unterpeißenberg, wo die älteste Schwester hingehei- ratet hatte und dort auch in einer Wirtschaft arbeitete. Abermals brach für das Liebespaar eine Welt zusammen, denn es war für sie von nun an unmöglich, sich noch zu sehen. Johann arbeitete in der Schule sechs Tage die Wo- che und sonntags spielte er die Orgel in der Kirche und hielt auch meistens noch Sonntagsschule ab. Über sechzig Briefe sind noch erhalten Von dem Liebespaar sind aus dieser Zeit noch über sechzig Briefe erhalten. Der damalige Postbeamte meinte, „das sei ihm Fortsetzung auf Seite 76 Fortsetzung von Seite 73  Die Mutter von Amalie, Maria Schallhammer, geb. Buchner. (gemalt von Alois Keller). Bild: privat

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