Füssener Heimatzeitung Nr. 230

99 Füssener Heimatzeitung Nr. 230 vom Januar / II 2023 individuelle Kreation. Jede Ma- sche trägt nicht nur den Geist des Strickers oder der Strickerin, sondern auch des Trägers in sich. Trotz gleichemGarn und gleichem Muster ist jede Socke ein Unikat. Jede Kultur hat eigene Socken- muster, in Bayern das Zopfmuster, in Serbien das Blumenmuster oder in Norwegen die typischen Sterne. Socken sind ein Abbild der Heimat, im Gegensatz zu den von den Maschinen hergestellten Massensocken, die alle gleich aussehen und sich gleich anfüh- len. Hergestellt wurden sie von einer Maschine ohne jedes Ge- fühl, ohne jeden Bezug. Ein Klei- dungsstück, das wärmt, aber kei- ne seelische Ausstrahlung hat. Socken sind Heimat Socken sind mehr als nur ein Kleidungsstück. Wer kalte Füße hat, weiß, wie glücklich warme Socken machen können. Warme Füße geben Boden und Vertrauen. In Kriegszeiten saßen die Frauen zusammen und strickten Socken für ihre Männer, Verlobten, Söh- ne, Brüder. Sie hatten Angst um diese Männer. Sie strickten So- cken und schickten sie an die Front. Jede Masche dieser Socken hatte die Sorgen, die Ängste, aber auch die Hoffnung, Sehn- sucht und Liebe in sich. Für die Soldaten an der Front war dieses Geschenk ein Leuchten aus der Heimat. Ein Ausdruck der Liebe ihrer Familien. Stricken verbreitet das Gefühl von Gemütlichkeit, Heimat und Wärme. Diese Ge- fühle werden an die gestrickten Socken weitergegeben und ein- gestrickt. Wer diese Socken trägt, spürt dies auch. ■ Fortsetzung von Seite 97 Bildnachweise : 1 Wikipedia, gemeinfrei 2 Pixabay 3 (https://commons.wikimedia.org/wiki/File: Hand_knitted_socks.jpg), https:// creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/legalcode  Strickende Frau unter einem Baum. ¹

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