Füssener Heimatzeitung Nr. 201

147 Füssener Heimatzeitung Nr. 201 vom Februar 2021 seine Gedanken schweifen und schrieb im Geiste neue Zeilen, die er dann zu einem kompletten Liedtext zu- sammenfügte. Sirl wusste dabei immer, worauf es an- kommt, denn seine Lieder verbreiteten sich schnell im ganzen Land, wenn nicht sogar weltweit. Sein wohl be- kanntestes Lied „Zwoa Brettl, a gführiger Schnee“ ent- stand 1906, als er in Füssen lebte. Sirl ahnte damals noch nicht, dass dieses Lied über Jahrzehnte hinweg auf jeder Skihütte rauf und runter gespielt werden würde. Durch Recherchen von Erich Sepp, dem Leiter der Volks- musikabteilung des Bayerischen Landesvereins für Hei- matpflege, kennen wir noch Details zur Entstehung des Liedes. Die Melodie lieh sich Sirl von einem alten Pfron- tener Gamsjägerlied aus, welches noch an einigen Stellen dem neuen Text angepasst werden musste. Einige Zeilen des Textes schrieb er auf der Otto Mayr Hütte in den Tannheimer Bergen. An das große Geld wollte Otto Sirl gar nicht denken, für ihn war die Musik etwas Besonderes, das die Menschen mehr zusammen- brachte. Als der Benjamin Musikverlag aus Leipzig sich die Urheberrechte des Stückes für 100 Reichsmark sichern wollte, lehnte Sirl ab, da er aus seinem Stück kein Kapital schlagen wollte. Er war froh, wenn er mit seiner Kunst andere Menschen glücklich machen konnte. Doch mit der Zeit nahmen immer mehr Musikverlage das Stück auf, und so kam es, dass viele an dem Stück Geld verdienten, nur Sirl nicht. Doch es schien ihn nicht weiter zu kümmern, er hatte ja seine Berge, die ihn glücklich machten. Als der Erste Weltkrieg ausbrach, musste Sirl sich von seinem geliebten Füssen trennen. Und wie es das Schicksal wollte, konnte er auch nach Kriegsende vorerst nicht zurückkehren. Ihm wurde eine Stelle als Notar in Zusmarshausen zugewiesen. Wann Otto Sirl nach Füssen zurückgezogen ist, wissen wir nicht genau, doch er lebte die letzten Jahre wieder in seiner Wahlheimat. Er verstarb am 06. Januar 1960 in Füssen, sechs Tage später wurde er in München beerdigt. In der Aussegnungshalle am Ostfriedhof erklang sein Skifahrerlied zu seinen Ehren. Erste Strophe des Liedes: Der Winter, der ist mir net z'wider, Da freu i mi dengerscht* net schlecht. (dennoch) Wenn dicht falln die Flocken hernieder. Dös Schneibn*, dös is mir grad recht. (schneien) Und is dann das Land weiß umsponnen, Für mi gibts besondere Wonnen. |: Zwoa Brettl a gführiger Schnee, juchhe! Dös is halt mei höchste Idee. ■ Name : Otto Sirl Geburt : 07.03.1876 Tod : 06.01.1960 Bekannteste Stücke : „Zwoa Brettl, a gführiger Schnee“, „Wir Kameraden der Berge”. Vereine : Gründungsmitglied des Füssener Ski-Clubs Gründungsmitglied Club Alpiner Skiläufer München. Info-Kasten Fortsetzung von Seite 143

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