Füssener Heimatzeitung Nr. 194

74 Füssener Heimatzeitung Nr. 193 vom August 2020 das Feuer aus, loderte, der Schrank verkeilte sich auf der Treppe und es waren nicht einmal 15 Minuten vergangen. Kneipp konnte sich nur noch, sein Leben rettend, unter demSchrank durch- winden und musste alles zurück- lassen. An diesem Tag brannten 13 von 14 Häusern komplett ab, es starb ein 1 1/2-jähriger Junge in den Flammen und 16 Stück Vieh ließen ebenfalls ihr Leben. Unheimliche Energien und Wertewechsel Welch massive und unheimliche Energien hier zugegen waren, verdeutlicht noch mehr, dass bei- nahe zur gleichen Zeit auch noch die in der Nähe gelegene Pulver- mühle in die Luft geflogen ist und dort ebenfalls ein Mann ums Leben kam. So unheimlich und schmerzhaft schlimm das alles für Kneipp war, er hatte daraus etwas gelernt: "Seit jenen Schre- ckenstagen hab ich nie mehr Geld gezählt und nie mehr im Leben habe ich mein Vertrauen auf Geld und Gut gesetzt, wohl aber auf den Herrgott, daß er mir doch noch helfen werde." Noch in sei- nen letzten Krankheitstagen hat er oft davon gesprochen, dass nie in seinem Leben ihn etwas so erschüttert habe als diese „le- bendige Mahnung Gottes“. Wiederaufbau in neun Wochen So stand das ganze Dorf nun da, in so starker Not, ohne auch nur irgendein Hab und Gut. Durch die Begutachtung der Regierungs- kommission gab es einen staat- lichen Zuschuss für den Wieder- aufbau des Dorfes, es wurde in Nachbardörfern Geld eingesam- melt und es fand eine Versteige- rung von Getreide statt, deren Erlös wohl auch für den Wieder- aufbau verwendet werden konnte. Jetzt war für alle eine harte Zeit angesagt, denn von früh morgens bis spät abends wurde das Dorf wieder neu aufgebaut und das in gerade einmal neun Wochen. Nach dem Dorfbrand wurde al- lerdings eine Neueinteilung des Dorfes vorgenommen, d. h. die Höfe wurden nicht mehr an die alte Stelle gebaut. Kaum zu glau- ben, doch 1878 stand das Hei- mathaus aufgrund eines Blitz- schlages erneut in Schutt und Asche, und Kneipp versprach sei- ner Schwester zu helfen und so wurde zum zweiten Mal das Fortsetzung von Seite 73  Dieses Bild zeigt Stephansried 1898, noch vor der Aufstellung des Obelisken. Bild: Helmut Scharpf, Ottobeuren-macht-Geschichte.de

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