Füssener Heimatzeitung Nr. 193

186 Füssener Heimatzeitung Nr. 193 vom August 2020 Diese Zeile aus dem Lied „Grüß Gott du schöner Maien” zeigt die herausragende Stellung der Nachtigall unter den Singvögeln an. In der Antike galt die scheinbar unauffällige Nachtigall als Symbol für Melancholie und Liebe. Es heißt, dass ihr Gesang all das in sich vereine, was nicht einmal begabte Künstler auf ver- schiedenen Instrumenten zu leisten vermögen. So hielten sich deshalb viele Römer eine Nachtigall im Käfig als Haustier, damit ihr Gesang sie inspirierte. Auf Künstler und Musiker soll der Gesang einer Nachtigall wie der Kuss einer Muse wirken. Ähnlich verhält es sich auch in der persischen Literatur, wo eine in eine Rose verliebte Nachtigall das Symbol für Liebende und Schönheit ist. So weist die Geschichte von der in eine Rose verliebten Nachtigall besonders auf grenzenlose und bedingungslose Liebe hin. Ein Bericht von Elisabeth Wintergerst Serie: Mythologie der einheimischen Vögel Eine große Sängerin Im heimischen Volksglauben ist die Nachtigall eine gern gehörte Frühlingsbotin, die imMonat Mai mit ihremGesang alles zum Leben erweckt und alle Lebewesen vom Winterschlaf erlöst. So soll ihr Gesang wie ein lieblicher Kuss wirken, der die tief träumende Natur sanft erwachen lässt. Wer einmal den Gesang einer Nach- tigall im Frühling vernommen hat, wird wissen, dass dies mehr als nur ein Vergleich ist. Deshalb gilt die Nachtigall auch im europäi- schen Volksglauben als Botschaf- terin der Liebe und des Herzens. Viele Dichter, Nonnen und Mön- che ließen sich von der Nachtigall inspirieren und führen – sei es  Ein Nachtigall-Küken. Bild: Pixabay Frau Nachtigall mit Schalle - hat die fürnehmste Stell

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