Füssener Heimatzeitung Nr. 191

91 Füssener Heimatzeitung Nr. 191 vom Juni 2020 / II Am Straußberg das Klettern gelernt Magnus Peresson führte circa zwanzig Interessierte durch die Landesausstellung „Wald, Gebir- ge und Königstraum – Mythos Bayern“ im Kloster Ettal. Der Be- such gipfelte in seinen Erklärun- gen zu dem einmaligen Gemälde von Philipp von Foltz, das die Jagdgesellschaft von König Max II. imStraußbergkessel darstellt. Im Titel heißt es eigentlich Nie- derer Straußberg, aber Peresson erklärte, dass das von den alten Kartografen aus Sachsen kam, die keine Ahnung von der heimi- schen Materie hatten. „Die ein- geborenen Bergsteiger reden von Straußbergkessel. Niederer Straußberg ist ein Begriff der Ortsfremden. Des sagt hier koa- ner.” Früher hieß der Straußberg einfach „Strauß”, das kegelför- mige Spitze bedeutete. Erst als die Leute vergessen hatten, was Strauß hieß, hat man noch das „Berg” hinzugefügt. Und jetzt heißt der untere Teil „Niederer Straußberg”, obwohl es gar kein Berg ist, sondern ein Kessel, näm- lich der Straußbergkessel. Vis-à- vis ist der Schwangauer Kessel und dann der Gabelschrofen. Ein einheimischer Bergsteiger geht also in den Straußbergkessel, wenn er den Ort sucht, wo damals diese Festtafel stand. Peresson erzählte weiter, dass er an den linken Felsblöcken, die auf dem Gemälde abgebildet sind, das Klettern gelernt habe. Man hätte nicht weit fallen können. Da habe man dann auch Brotzeit gemacht. Er war mit seinen Kindern und der Familie öfters dort oben. Den Platz kann man heute noch fin- den. Er ist auch deshalb interes- sant, weil sich unterhalb zu be- stimmten Zeiten ein kleiner See bildet. Das hängt mit den unter- irdischen Abflüssen zusammen. Peresson findet das Bild unglaub- lich naturgetreu. Da er selber sehr viel dort oben war, kennt er jeden Felsen, und die kann er alle auf dem Bild wiederfinden. Logistische Meisterleistung „Was man alles hochgekarrt und getragen hat!” Man sieht in der Mitte eine große Festtafel, ge- deckt mit Silber, Porzellan und Weingläsern. Das alles wurde ge- tragen von den Schwangauer Bur- schen, die man im Hintergrund abgebildet sieht. Sie liegen zum Teil angelehnt an Felsbrocken, einer ist schon erschöpft einge- Fortsetzung auf Seite 92

RkJQdWJsaXNoZXIy NDYxMw==