Füssener Heimatzeitung Nr. 191

71 Füssener Heimatzeitung Nr. 191 vom Juni 2020 / II Fortsetzung auf Seite 72 sie waren echt und lebendig. Die Heroen der Geschichten undMär- chen lebten für Ludwig auf diesen heiligen Wänden. Ludwig war fasziniert und begeistert von den Legenden seiner Helden. Als jun- ger König veranlasste er, dass alle Schulden von Wagner be- zahlt werden, denn keiner konnte Ludwig so gut in seiner Liebe zu den Sagen undMythen verstehen wie Wagner. Ab diesemMoment unterstützte er das Werk von Wagner sein ganzes Leben lang. Wagner war es, der seine Sagen auf der Bühne zum Leben er- weckte. Und Wagner war so ein Genie, dass er sogar neue Le- genden für Ludwig und die Welt erschuf. Die Liebe Ludwigs zu Wagner und seinen Opern rührt zu einem sehr großen Teil von Schloss Hohenschwangau her. Adalbert war ein Pionier des Tierschutzes in München Schlim trug weiter vor. Der Onkel von Ludwig, Adalbert Wilhelm Georg Ludwig (* 19. Juli 1828 in München; † 21. September 1875 in Nymphenburg) war einer der intimsten Vertrauten von Ludwig in seiner Jugend. Sie schrieben sich gegenseitig viele Briefe und Adalbert hatte in Ludwig jeman- den gefunden, dem er sich ganz nah fühlte. Schlim erzählte, dass Adalbert Ludwig einen großen Band schenkte, in dem das Hof- zeremoniell Ludwigs XIV., also des Sonnenkönigs, genau be- schrieben steht. Adalbert hat in den Büchern alle wichtigen Stel- len für Ludwig rot markiert. Lud- wig hat diese Bücher erhalten und die markierten Stellen de- tailliert gelesen und geradezu aufgesogen. Denn Ludwig hat diese markierten Punkte alle in sein eigenes Hofzeremoniell über- nommen. Schlim hatte das Glück, diese Bücher selber in der Hand halten zu dürfen und konnte noch die Spuren der Markierungen von Adalbert erkennen. Adalbert war selbst ein Liebhaber der franzö- sischen Hofkultur. Er wollte je- doch König von Spanien werden, denn der bayerische Thron ge- hörte seinem ältesten Bruder Max und der Thron von Griechen- land ging an seinen älteren Bru- der Otto. So blieb ihm nur noch die Möglichkeit, König von Spa- nien zu werden. Schlim berichtet weiter, dass Adalbert ein intelli- genter und sensibler Mann war. Er setzte sich in München lei- denschaftlich für den Tierschutz- ein und warb damit, dass das Quälen von Tieren der inneren Sensibilität einen Abbruch tut und dass der Mensch bei solchen Tätigkeiten selbst seine eigene Seele vergröbert. Ludwig liebte seinen Onkel Adalbert und sie verstanden sich prächtig. Beide liebten die französische Hofkultur und beide schützten die Tiere.  Bild: Füssener Heimatzeitung

RkJQdWJsaXNoZXIy NDYxMw==