Füssener Heimatzeitung Nr. 191

17 Füssener Heimatzeitung Nr. 191 vom Juni 2020 / II einer anderenWelt, für uns kaum mehr sichtbar? Und Wagner hat es nicht nur erlebt, sondern konn- te dieses Erleben in Klang, Lied und Bild formen. Hat Ludwig die Wahrheit gesucht, in der die un- endliche Vielschichtigkeit ihren Platz findet, statt nur die ein- schichtigen Erkenntnisse der Logik und Ratio? Und ist dieser Vorgang, dieser Weg, dieser Versuch von Ludwig, verkörpert im Symbol, imWesen, im Leuchten des Grals? Erlösung Glücklich wird der Mensch durch das Gefühl der Teilhabe am gro- ßen Zauber, der allem innewohnt. Der Gral nimmt uns an die Hand und führt uns hinein, direkt in diesen Zauber, in diese Glück- seligkeit. Und lieben und vereh- ren heute noch so viele Ludwig als einen König der Reinheit, ei- nen König der Schönheit, einen König der Wahrheit, als wahren König, weil sie sein zutiefst ernst- haftes Bestreben wahrnehmen, den Gral zu finden? Weil er sein Leben der heiligsten Berufung, der sich ein Mensch überhaupt stellen kann, verschrieb? Denn nur wer nach Vollkommenheit strebt, nur wer um Erlösung ringt, nur wer den heiligen Gral sucht, folgt seiner eigentlichen Beru- fung. Und Ludwig tat es. ■ Thema: König Ludwig II. von Bayern und der Gral Paracelsus: Theophrastus Bombast von Hohenheim, * 1493 oder 1494 in Egg, Kanton Schwyz; † 24. September 1541 in Salzburg. Schweizer Arzt, Naturphilosoph, Alchemist, Laientheologe und Sozialethiker Parzival Autor: Wolfram von Eschenbach (* um 1160/80 in Franken, wahrscheinlich in Obereschenbach; † um/nach 1220) war ein deutschsprachiger Dichter. Legende zum Heiligen Gral: Erschien im späten 12. Jahrhundert in vielgestaltiger Form in der mittelalterlichen Artus-Sage. Erste Erwähnung: Zum ersten Mal fällt das Wort „Gral“ im Roman „Perceval“ des Autors Chrétien de Troyes um 1180 bis 1190 Wortherkunft: Die Herkunft des Wortes Gral ist nicht restlos geklärt: Am wahrscheinlichsten ist die Herleitung aus okzitanisch grazal, altfranzösisch graal‚ Gefäß‚ Schüssel, das vermutlich etymologisch auf griechisch krater‚ Mischgefäß, über lateinisch cratalis/ gradalis zurückgeht. Im Altspanischen ist grial ebenso wie im Altportugiesischen gral ein gängiger Begriff für einen Mörser oder ein mörserförmiges Trinkgefäß. Ignaz von Döllinger: Johann Joseph Ignaz Döllinger, seit 1868 Ritter von Döllinger (* 28. Februar 1799 in Bamberg; † 10. Ja- nuar 1890 in München) Freimaurerei: Die Freimaurerei, auch Königliche Kunst genannt, versteht sich als ein ethischer Bund freier Menschen mit der Überzeugung, dass die ständige Arbeit an sich selbst zu einem menschlicheren Verhalten führt. Templerorden: Der Templerorden war ein geistlicher Ritterorden, der von 1118 bis 1312 bestand. In der Folge gab es mehrere Organisationen, die sich auf das Erbe des Templerordens bezogen und teilweise noch aktiv sind. Gralsburg für Ludwig II: Schloss Neuschwanstein und/oder Falkenstein. In Schloss Neuschwanstein im Wohnzimmer ist das Wandgemälde des Grales mit Lohengrin zu sehen Info-Kasten Bildquellen 1 Der Kelch der Doña Urraca soll laut spanischen Historikern der „echte” Gral sein Bild: Locutus Borg (José-Manuel Benito Álvarez) (https://com- mons.wikimedia.org/wiki/File: Caliz_de_Donna-Urraca.jpg), „Caliz de Donna-Urraca“, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/legal- code 2 Peter Bubenik https://commons.wikimedia.org/wiki/File: 300704_be- ratzhausen-oberpfalz-paracelsus-denkmal_1-480x640.jpg), „300704 be- ratzhausen-oberpfalz-paracelsus-denkmal 1-480x640“, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/legalcode 3 GO69 (https://commons.wikimedia.org/wiki/File: Saint-Se- noux_(35)_Église_Vitrail_06.jpg), https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/legalcode 4© Bayerische Schlösserverwaltung www.schloesser.bayern.de Fortsetzung von Seite 13

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