Füssener Heimatzeitung Nr. 189

155 Füssener Heimatzeitung Nr. 189 vom Mai 2020 des Menschen in Konflikt mit den Büffeln auf. In der Legende vom Büffeltanz ermöglicht sie, dass eine Frau aus dem Ehegelübde mit einem Büffel befreit wird, ihr Vater ins Leben zurückgeholt wer- den kann und dass über einen Tanz und ein Lied die Harmonie wiederhergestellt wird. Selbst bei den Hopi und den südwestlichen Stämmen ist sie ein Totemtier. Auch die Pueblo-Indianer verehr- ten diesen Vogel in ihren Mythen. In Mitteleuropa sagte man früher: „Wenn zwei oder mehr Elstern in dein Leben fliegen, dann ist das Glück nicht mehr weit.” Orakelvogel und Tabu Bei den Griechen galten die Els- tern als die Vögel des Gottes Dio- nysos und der Dichter Ovid erzählt davon, dass die neun Töchter des Pierus sich auf einen Wett- streit mit den Musen einließen und nach der Niederlage in Els- tern verwandelt wurden. Auf den Britischen Inseln gibt es noch immer Beweise für Animalismus und Tierverehrung in Bezug auf die Elster. Sie gilt auch als ora- kelhafter Vogel. So stellt in Irland eine ans Fenster klopfende Elster eine Todeswarnung dar. Das Töten dieses Vogels brachte auch im Nordosten Schottlands Unglück. In Teilen von Nordengland gilt es als schlechtes Omen, wenn eine Elster den Pfad vor einem von links nach rechts überquert, je- doch als gutes Omen, wenn sie ihn von rechts nach links kreuzt. Im Nordosten Schottlands gilt das Sehen dieses Vogels in eini- gen Dörfern als Glückszeichen, in anderen als Unglückszeichen. Der Glaube, dass die Elster die Macht habe, sich in einen Men- schen zu verwandeln, wurde in Clunie und Perthshire bis zum Ende des 18. Jahrhunderts über- liefert. Nach der Christianisierung entstand in England eine Erzäh- lung, nach der die Elster als ver- flucht gilt, weil sie als einziger Vogel bei Jesu Kreuzigung keine Klagelieder und Trauergesänge angestimmt habe. In der schot- tischen Überlieferung verdäch- tigte man sie lange Zeit, einen Tropfen von Satans Blut unter der Zunge zu tragen. In Frankreich und Deutschland glaubten die Menschen auch, dass es Unglück brächte, eine Elster zu töten. Man sagte ihnen nach, dass sie ihre menschlichen Nachbarn vor der Anwesenheit von Füchsen, Wölfen und bewaffnetenMenschen warn- ten. In Poitou wurden ihr zu Ehren kleine Gestecke von Heide- und Lorbeerzweigen in die Büsche gesteckt. In Bengalen und ande- ren Teilen Indiens werden auch keine Elstern getötet.  Die Elster ist sehr schlau, sie trägt die Farben der Muttergöttin schwarz, weiß (Gefieder) und rot (Auge). Bild: Pixabay Fortsetzung auf Seite 156

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