Füssener Heimatzeitung Nr. 186

alle Gewässer in Bewegung ver- setzt, das Eis zum Schmelzen bringt, die Säfte in den Bäumen anregt und die Pflanzen wieder zumSprießen bringt, die bewegt natürlich auch die Lebenssäfte imMenschen. Sie inspirierte nicht nur die Dichter und Sänger, son- dern sie regte auch den hormo- nellen Rausch der Verliebten an. Und wie die Verliebten so sind, immer etwas verrückt, närrisch, leicht bis leichtsinnig – so ist auch diese Zeit, die Fasnachts- oder Faschingszeit. Von der Kirche wurde dieses Fest noch nie gerne gesehen und im Jahre 762 n. Chr. als "unflätiges Fest" sogar strengstens verboten. Aber auch das nützte nichts, wie so oft bei diesen heidnischen Festen. Sie wurzelten einfach zu tief in der Kultur der Menschen, sodass sich 84 Füssener Heimatzeitung Nr. 186 vom Februar 2020 Fortsetzung auf Seite 88 Fasching, das unflätige Fest Die Fasnacht ist uralt und wurde schon in Ägypten und Griechen- land gefeiert, weit vor Christi Ge- burt. Oft wird sie als die 5. Jah- reszeit bezeichnet, eine Zeit, die für sich gesehen schon eine Art Ausnahmezustand bedeutet, weil sie außerhalb des normalen Rhythmus steht. Manche Gegen- den sind berühmt und bekannt für ihren Fasching – wie Köln, Venedig oder auch die aleman- nischen Umzüge. Der Fasching fällt in die Zeit des Februars, ur- sprünglich "Fasnacht" oder auch „Fastnacht” genannt wie in der Alemannischen Fasnet. In matri- archalen Zeiten war dies die Zeit der weißen Göttin, die ihre Herr- schaft zu Lichtmess antrat, Anfang Februar. In der Alpenregion wurde sie vor allem als Brigid verehrt, die Strahlende. Die Göttin, die Fasnacht und die wilden Geister Manche fürchten sie, die Narren sehnen sie herbei, die närrische Zeit. Der Fasching ist ohne Masken und Kostüme nicht denkbar. Doch was verbirgt sich hinter diesem seltsamen alten Brauch, den Mas- kenumzügen, den oftmals archaisch anmutenden Figuren gerade der alemannischen Fasnet? Altes Brauchtum hat meist einen viel tiefliegenderen und spannenderen Hintergrund, als man vermutet. Es war in alten Zeiten immer verbundenmit existenziellen Erlebnissen und mit einem tiefen, mythischen Be- wusstseinsgeschehen. Alles hatte seine Bedeutung. Ein Bericht von Monika Philipp Serie: Brauchtum

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