Füssener Heimatzeitung Nr. 185

63 Füssener Heimatzeitung Nr. 185 vom Januar 2020 / III War sie selbst die Bergfee? Des Nachts weckte der König (wahrscheinlich auf die geister- hafte Einladung der Gebirgsfee) oft seinen Haushalt aus dem Schlafe, um nach einem seiner Jagdschlösser zu sprengen. Und Bauern, die den Lärm seines Tros- ses durch die Dunkelheit dahin- stieben hörten, bekreuzten sich voll Grauen und glaubten, der wilde Jäger mit seinem gespens- tischen Gefolge sei unterwegs.”[4] Vielleicht erinnerte sich die Kai- serin deshalb so gerne an dieses Märchen, das ihr Ludwig II. erzählt hatte, weil sie sich in der darin vorgestellten Bergfee selbst sah. Es schmeichelte ihr sicher, dass der König beim Festmahl nur Au- gen für sie hatte, von ihrenWorten entzückt war und deshalb für die übrigen Gäste kaum Aufmerk- samkeit übrig hatte. Fortsetzung von Seite 59  König Ludwig II. umgab sich gerne mit imaginären Gästen, die er verehrte. Bild: Alfons Schweiggert [1] Marie Antoinette, die Ludwig II. sehr verehrte, starb 1793 auf dem Schafott. [2] Die schottische Königin Maria Stuart, die Ludwig II. ebenfalls verehrte, wurde 1587 wegen angeblichen Hochverrats hingerichtet. [3] Die russische Zarin Katharina II. galt zu ihrer Zeit als sittenlos und grausam, wird heute aber positiver beurteilt. [4] Wallersee-Larisch, Marie Louise von: Meine Vergangenheit, Berlin 1919, S. 106 – 110 Aus dem Buch von Alfons Schweiggert: „Märchen der Kai- serin Elisabeth, St. Michaelsbund Verlag, München 2019”. Der Ab- druck des Beitrags erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Autors und des Verlags. ■

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