Füssener Heimatzeitung Nr. 182

34 Füssener Heimatzeitung Nr. 182 vom Dezember 2019 rungen mit Zweigen, Holz und Beeren gemacht. Besonders in der dunklen Zeit des Jahres, zu Samhain und in den Rauhnächten anWeihnachten, wurde die Magie desWacholders genutzt. Es heißt, im Wacholderbaum wohnen die Seelen der Toten und könnten durch ihn auch wieder ins Leben zurückkehren. Es wundert also nicht, dass Wacholder gern auf Friedhöfen gepflanzt wird. Das Märchen vom Machandelbaum der Gebrüder Grimm beschreibt, wie die Schwester die Knochen ihres toten Bruders unter den Machandelbaum (Wacholder) legt und da fliegt ein Vogel aus dem Geäst und am Ende desMärchens kommt ihr Bruder lebendig zu- rück. ImVolksglauben warten die ungeborenen Kinderseelen im Wacholderbusch. Er ist ein Hüter der Schwelle zwischen Leben und Tod. In Lappland war es Brauch, die Hütte eines gerade Verstor- benenmit Wacholder zu räuchern. Er wird auch als Baumdes Lebens beschrieben, da er immergrün ist und nie zu altern scheint. Gegen Krankheit und böse Geister Im Mittelalter, als die Pest in Europa wütete, wurde viel mit Wacholder geräuchert, denn die ätherischen Öle sind stark keim- tötend. Und da zu dieser Zeit Krankheiten immer in Zusam- menhang mit bösen, dämoni- schen Energien gebracht wurden, hieß es: „Eichenlaub und Krane- witt (Wacholder), dös mag der Teufel nit!” Die Beeren wurden auch mit anderen immunstärken- den Kräutern zusammen geges- sen und in Österreich sagte man: „Esst Kranabier (Wacholder) und Bibernell, dann sterbet ihr nicht so schnell”. Auch heute empfiehlt es sich, zum Beispiel bei Erkäl- tungskrankheiten, das Zimmer mit Wacholder zu räuchern. So sinkt die Ansteckungsgefahr und durch das Einatmen kann die Er- kältung schneller geheilt werden. Der Rauch des Wacholders ist stark reinigend, klärend und ver- treibt negative Energien. Er wurde Dämonenverbanner genannt und viele Schamanen, sei es in Nord- amerika, Europa, Sibirien oder Fortsetzung von Seite 33  Mit Wacholder zu räuchern wirkt reinigend und verbindet uns mit anderen Ebenen der Wirklich- keit. Insbesondere mit unseren Ahnen. Bild: Pixabay, andrea_lr16

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