Füssener Heimatzeitung Nr. 180

167 Füssener Heimatzeitung Nr. 180 vom Oktober 2019 stand parat - sie durften die Kron- prinzessin zuerst begrüßen. An einer weiteren Ehrenpforte stieg sie in einen mit Blumen ge- schmückten Wagen, der sie zur Residenz brachte. Die Ludwig- straße entlang waren Musikchöre postiert. Fahnen waren aufgezo- gen und die Zünfte präsentierten sich in ihrer Tracht. Es glich einem Triumphzug. An der Residenz an- gekommen, sprang die Braut förmlich ihrem Maximilian ent- gegen. Auch er konnte sich nicht mehr an die Etikette halten, stürz- te auf sie zu und bei der herzli- chen Umarmung und Liebkosung blieb kein Auge trocken. Von Stolz erfüllt stellte Maximilian seine Braut den Eltern Therese und Ludwig I. vor. Marie wollte sich vor König Ludwig I. mit einem Kniefall verneigen, doch der König ließ dies nicht zu und kam ihr mit einer herzlichen Umarmung zuvor. Als Hochzeitsgeschenk der Stadt München bekamMarie ein prachtvolles Diadem imWert von 25.000 Gulden überreicht. Die katholische Trauung Marie wollte die erste Nacht in München bei ihrer Mutter ver- bringen und beide wohnten im Trierzimmer der Residenz. Nun stand am 12. Oktober 1842 um zwölf Uhr die Vermählung in der Allerheiligen-Hofkirche an. Es war der Tag, an dem 32 Jahre zuvor das regierende bayerische Kö- nigspaar getraut worden war, und zugleich der Namenstag des Bräu- tigams, der Maximilianstag. Sech- zig Kanonenschüsse donnerten Info-Kasten Wer: Kronprinz Maximilian von Bayern und Prinzessin Marie von Preußen Verlobung: 23. Februar 1842 in Berlin Evangelische Trauung: 05. Oktober 1842 in Berlin Katholische Trauung: 12. Oktober 1842 in München  Königin Marie übt sich am Spinnrad mit Hofdamen, Bild: Joseph Albert, gemeinfrei über die Stadt und alle Kirchen in München läuteten ihre Glo- cken. Die katholische Trauung wurde von Erzbischof Lothar An- selm Freiherr von Gebsattel aus München-Freising vollzogen. Das Brautpaar steckte sich gegensei- tig die geweihten Ringe an und der Erzbischof umwand segnend die Hände mit seiner Stola. Groß- herzogin Mathilde von Hessen und bei Rhein schreibt über die- sen Jubeltag: „Max und Marie- chen … sind, dem Himmel sei Dank, das Bild des Glücks. Als sie vom Altare, an der Hand un- seres Max, wegtrat, erschien sie uns wie sein schützender Engel … Marie hatte ein magnifiques Braut-Kostüm, um ihr schönes dunkles Haar schlang sich gleich dem Diamant-Kranz ein blühen- der in Myrthen. Ergreifend war es, als wir die heilige Schwelle der Kirche betraten, wie plötzlich ein Sonnenstrahl sich die Bahn durch den bewölkten Himmel brach und freundliches Licht he- rab sandte. Max weinte sehr bei der Trauung, Marie war unendlich gefasst, aber sehr blässlich - ihr Ausdruck verklärte, als sie den Altar verließ.” Über die Hoch- zeitsnacht schreibt Großherzogin Mathilde: „Ihre Mutter hatte ihr eigentlich nichts Rechtes vorher gesagt (Anm. Marie war nicht auf- geklärt). Max blieb diese Aufgabe, so er mit der größten Zartheit löste. Am andern Morgen sah sie zufrieden und glücklich aus. Max sagte mir: Der Himmel hat mich gesegnet.” Geburtstag der Prinzessin Marie Am 15. Oktober war der 17. Ge- burtstag der Kronprinzessin - der erste, den sie in Bayern feierte. Noch vor Tagesanbruch erscholl vom Petersturm die bayerische Volkshymne. Am Abend veran- staltete das Königshaus einen Hofball mit 875 Gästen. Am nächsten Tag folgte die Eröffnung des Oktoberfestes und die Hoch- zeit von 35 Brautpaaren aus den acht Regierungskreisen. Das von der Stadt München ausgerichtete Festmahl für die Brautpaare (24 katholisch, 11 evangelisch) fand im Pschorr-Bierkeller statt. Am Nachmittag defilierten alle Braut- leute in Tracht gekleidet auf der Oktoberfestwiese an dem jungen Kronprinzenpaar vorbei. Der Kron- prinz stiftete die goldenen Ringe mit der Inschrift: „Heil und Segen zum 16. Oktober 1842 wünscht der Kronprinz von Bayern”. Jedes Paar erhielt außerdem einen Ge- denktaler. Es folgte am 17. Okto- ber eine Reise nach Regensburg und zur Einweihung der Walhalla bei Kelheim. Am 25. Oktober er- folgte ein Festschießen in Mün- chen mit einem Ball der Bürger- schaft München im Odeon. Zur Erholung ging es am 26. Oktober 1842 nach Hohenschwangau. Doch hier beginnt eine neue Ge- schichte … ■ Fortsetzung von Seite 165

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