Füssener Heimatzeitung Nr. 180

136 Füssener Heimatzeitung Nr. 180 vom Oktober 2019 Als Paradebeispiel der Eitelkeit reißt der Tod auch die Edelfrau mit sich Wie bereits angekündigt, veröffentlicht die Füssener Heimatzeitung in den nächsten Ausgaben in der historisch richtigen Reihenfolge jeweils ein Bild des Füssener Totentanzes, einem Monumentalkunstwerk des Füssener Künstlers Jakob Hiebeler (*unbekannt, + zwischen 1618 und 1623), das im Jahr 1602 entstand und zu den bekanntesten Totentänzen zählt. Zu besichtigen ist der Füssener Totentanz in der St. Anna-Kapelle. Ein Bericht von Uta Creutznacher Serie: Der Füssener Totentanz Eitelkeit eine Todsünde Die Edelfrau blickt eitel und selbstverliebt in ihren Handspie- gel. Sie ist reich und vornehm nach der spanischen Mode der damaligen Zeit gekleidet. Auf demKopf trägt sie einen schicken, kleinen Hut der damaligen Mode, die spanische Halskrause und das Kleid, in auffälligem Rot ge- halten, ist brokatbesetzt und en- det in einer langen Schleppe. Teufelchen markiert die Schwere der Sünde In diesem Bild gibt es sogar ein kleines Teufelchen, das auf dem Ende der Schleppe sitzt. Mit die- sem Teufelchen, das wir auf kei- nem anderen Bild im Totentanz- reigen finden, wird die besondere Schwere der Verwerflichkeit des Hochmutes als eine der sieben Todsünden (Hochmut, Geiz, Wol- lust, Zorn, Völlerei, Neid, Faulheit)  Alonso Sánchez Coello: In- fantin Isabella Clara Eugenia mit ihrer Lieblingszwergin Magdalena Ruiz, ca. 1585– 1588, spanische Mode Ende des 16. Jahrhunderts Bildquelle: Wikipedia, gemeinfrei der katholischen Kirche hervor- gehoben. Der Tod, der bereits energisch ausschreitet, hält die Edelfrau an der Hand gepackt und zerrt sie mit sich, während die Adlige völlig unberührt er- scheint und immer noch, nur mit sich selbst beschäftigt, versonnen ihre Schönheit im Spiegel be- trachtet. Sie hat wohl noch gar nicht realisiert, dass ihre Zeit nun abgelaufen ist. Die kalte, scharfe Sense bringt das endgültige Schicksal Oft hält der Tod ein Pendant zu einem Gegenstand, den sein Ge- genüber in der Hand hält, bei- spielsweise ein Stundenglas statt eines Weinglases beim Junker oder einen Spaten statt eines Bi- schofsstabes. Hier bei der Edel- frau hält er nur ganz klar und un- geschminkt imGegensatz zu dem Spiegelchen seine kalte, scharfe

RkJQdWJsaXNoZXIy NDYxMw==