Füssener Heimatzeitung Nr. 179

73 Füssener Heimatzeitung Nr. 179 vom September 2019 Bis zuletzt Restaurator Schon ganz zu Beginn seiner Kar- riere als Restaurator malte Josef Lorch vor allem Kirchendecken. Von der Asamkirche in München über die Stiftskirche in Lindau bis zu den vielen Kirchen in Füs- sen, darunter besonders die St. Mang Kirche mit ihren wunder- baren Deckenfresken. In einem Alter, in dem andere bereits in Rente gehen, hatte Lorch noch eine seiner größten Schaffens- phasen, kletterte auf Gerüste hoch am Giebel von Neuschwan- stein, absolvierte den Großauftrag in Lindau in der Stiftskirche mit der abgestürzten Decke, restau- rierte das wunderschöne Collo- quium im Kloster St. Mang und vieles mehr. Vier Jahre vor seinem Tod (1999) restaurierte Lorch noch die Annakapelle im Kloster St. Mang mit dem Totentanz und der Ponickau-Gruft. Und zwei Jahre vor seinem Tod, mit 68 Jahren, erneuerte er die Deckenbilder und Altäre der Franziskanerkirche. Im gleichen Jahr malte er das Prunktreppenhaus im Ponickau- Haus in Kempten. Und ein Jahr vor seinem Tod musste er noch- mals Teile des Innenhofes im Ho- hen Schloss nachmalen, da sich die Malereien durch die Dach- rinnen verfärbt hatten. Obwohl er eigentlich schon sehr krank war, übernahm er immer noch größere Aufträge. Sogar im Ster- bejahr war er noch aktiv. Abge- sehen von der Inschrift über dem Bürgerbüro, restaurierte er auch das Treppenhaus des Torbaus im ehemaligen St. Mang-Kloster. Bis zuletzt war er aktiv, bis zuletzt lebte er seine Berufung. Auf Kriegsfuß mit der Presse Helmut Knorr erinnert sich noch schmunzelnd an eine nette Anek- dote, die er selbst miterleben durfte. Er kannte Lorch schon aus seiner Zeit als Praktikant bei der Restaurationsfirma Schellin- ger & Schmer in München, bei der auch Sepp Lorch seine Lehre absolviert hatte. Seit dieser Zeit waren sie befreundet. Und „wenn’s brannte”, kam Helmut Knorr auf jeden Fall aus München angeradelt, um seinem Freund auszuhelfen. Dafür brauchte er acht Stunden mit dem Radl. Kein Wunder, dass die Restauratoren um Lorch mit der Zeit fast alle Rennradler wurden. Bei einem dieser Besuche malte Sepp Lorch gerade die Fassade der Spital- kirche. Lorch konnte die Presse nicht ausstehen und da stand nun plötzlich so ein Journalist vor ihm und suchte Sepp Lorch, den Restaurator, der für die Fas- sadenbemalung der Spitalkirche zuständig war. Lorch rührte ge- rade den Kalk an und konnte die- sen Journalisten überhaupt nicht brauchen. Und so schickte er ihn einfach auf das Gerüst und mein- te, der Lorch sei dort oben. Das war nicht einmal gelogen. Dort oben war sein Cousin, der auch  Josef Lorch mit Dorothea und hinten rechts Heinz Olbrich 1978. Bild: privat Fortsetzung auf Seite 74

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