Füssener Heimatzeitung Nr. 179

Bei der Erdmutter von Marie Luise Kaschnitz Ein Bericht von Hermine Frey Serie: Gedichte Einige nennen sie Gaia, andere Mutter Erde und Erdmutter. Das Gedicht „Bei der Erdmutter” von Marie Luise Kaschnitz beschreibt den Kreislauf des Lebens und wie alles Sinn bekommt durch den Herzschlag der Erdmutter und die Ver- bundenheit zu ihr. Kaschnitz nimmt die Leser mit auf eine Reise, eine Reise zum Grund allen Seins, zum Herzschlag der Erde. Im folgenden das Gedicht:  Dem Korn entsteigt der Keim ... Bild: AdobeStock_64153018 In mir beginnen alle Pfade Und münden wieder in mir ein. Ihr sollt am nächtlichen Gestade Für eine Zeit wie schlafend sein. Dem Korn, das in der Erde ruhte, Entsteigt der Keim, des Stengels Schaft. Ich nähre ihn mit meinem Blute, Ich treibe ihn mit meiner Kraft. So steigt er aus dem engen Kerne Ins Weite drängend an den Tag. Doch wie ein Klang aus weiter Ferne Bewegt ihn meines Herzens Schlag. Die Blüte wächst, die Ähren wehen, Der Samen fällt, es bricht das Reis, Und Wälder werden und vergehen Auf mein Geheiß.

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