Füssener Heimatzeitung Nr. 178

56 Füssener Heimatzeitung Nr. 178 vom August 2019 Ein mächtiger Genius schwebt über dem Pindarplatz Leise nieselnder Regen durchdringt die träumerische Ruhe, die über dem Alpsee liegt, und hoch oben erstreckt sich, fast versteckt, ein kleines Juwel aus der Zeit von König Ludwig II. und seinem Vater, König Max II.: der Pindarplatz. An diesem Abend erwacht er wieder zum Leben, alte, schon vergessene Klänge, in griechischer Originalsprache erklingen. Pindar selbst kommt zu Wort, Helden und Götter besingend, Homers Helden wiederum ziehen stampfend wie ein Kriegsheer vorbei und die liebliche Lyrik der Dichterin Sappho veredelt den Abend. Sogar Faust tönt wortgewaltig über den Platz: „Am Anfang war die Tat!” Dr. Peter Heigl gelingt es, auf unvergessliche Art, seine Zuhörer mitzureißen und den Regen völlig vergessen zu lassen. Ein Bericht von Monika Philipp Serie: Historischer Verein Alt Füssen Die Sprache der Philosophie König Ludwig II. und sein Vater Max II. liebten den Pindarplatz, liebten den Dichter Pindar und das Altgriechisch, das zumindest der Vater von König Ludwig II. und sein Großvater, König Ludwig I., noch fließend lesen konnten. Altgriechisch ist eine be- sondere Sprache, die Sprache der Philoso- phen. Schon Martin Heidegger meinte, man könne nur auf Deutsch oder Altgriechisch wirklich philosophieren, beides Sprachen, die tief genug seien, um in die unermessli- chen Weiten der Wirklichkeit einzutauchen. Die Sprachgewalt der Griechen hatte See- lentiefe und Geistestiefe, barg große Mythen und Schicksale. Dr. Peter Heigl, eingeladen vom Verein Alt Füssen, entführte seine Zu- hörer auf einer Exkursion zum Pindarplatz in die Welt der griechischen Lyrik, ließ alte griechische Verse erklingen und den Zauber dieses Ortes für kurze Zeit neu entstehen.  Der griechische Lyriker Pindar, den Goethe als Titan bezeichnete. Bild: gemeinfrei Fortsetzung auf Seite 61

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