Füssener Heimatzeitung Nr. 173

93 Füssener Heimatzeitung Nr. 173 vom April 2019 Fortsetzung auf Seite 95 ziehungsweise Scherztag ange- sehen wurde. So sollte auf dem Augsburger Reichstag von 1530 beispielsweise das Münzwesen geregelt werden. Aus Zeitgründen kam es jedoch nicht dazu, so dass für den ersten April ein be- sonderer „Münztag” ausgeschrie- ben wurde. Als dieser 1. April dann kam, fand dieser Münztag doch nicht statt. Etliche Speku- lanten, die auf diesen Münztag gesetzt hatten, verloren ihr Geld und wurden zu allem Überfluss auch noch ausgelacht. Auch soll angeblich an einem ersten April ein sechzehnjähriges unbekanntes Mädchen den jun- gen Damen zugeneigten, fran- zösischen König Heinrich IV. schriftlich um ein heimliches Ren- dezvous in einem diskreten Lust- schloss gebeten haben. Als der König zur Verabredung erschien, begrüßte ihn überraschend der versammelte Hofstaat, an der Spitze seine Gemahlin Maria von Medici, welche ihm untertänigst dafür gedankt haben soll, dass er ihrer Einladung zum „Narren- ball” gefolgt sei. Wie peinlich! Religion als Ursprung Der erste April gilt in manchen Überlieferungen ebenfalls als Ge- burts- oder Todestag von Judas Iskariot, der Jesus von Nazareth verriet. Außerdem ist der erste April angeblich der Tag, an dem Luzifer in die Hölle einzog und daher ein Unglückstag, an dem man besonders vorsichtig sein muss. Eine vor allem in der isla- mischen Welt verbreitete Theorie zum Ursprung des Aprilscherzes geht auf die Eroberung der letzten maurischen Festung in Granada durch spanische Katholiken zu- rück, die angeblich am ersten April stattfand. Diese Eroberung war ein „Streich”, weil die ka- tholischen Angreifer die Pietät und damit die Moral und die Kampfkraft der maurischen Ver- teidiger in den Jahren zuvor er- heblich geschwächt hatten, was dann in den „Streich” am ersten April mündete. Andere Länder, andere Sitten In Frankreich gibt es einen sehr ähnlichen Brauch. Dort macht man meist nicht mit erfundenen Geschichten einen Scherz, son- dern man klebt den ahnungslo- sen Mitmenschen die sogenann- ten „Aprilfische” oder „Poissons d’Avril” auf den Rücken. Das sind kleine Fische aus Papier, welche man möglichst unbemerkt an den Rücken anderer klebt. Der Brauch entstand, da König Karl IX. im 16. Jahrhundert den Jah- resbeginn vom ersten April auf  Am ersten April erwarten uns einige unerwartete Überraschungen. Bild: Pixabay

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