Füssener Heimatzeitung Nr. 171

173 Füssener Heimatzeitung Nr. 171 vom März 2019 / I Fortsetzung auf Seite 176 die Faust mit sichtbaremDaumen aus, ein Zeichen, dass das Volk einen besiegten Gladiator umge- bracht wissen wollte. Sollte er verschont werden, versteckteman den Daumen in der Faust „Pre- mere pollicem”. Den Daumen hal- ten dagegen kommt aus dem deutschen Volks- und Aberglau- ben. Ein alter germanischer Volks- glaube besagt, daß der Daumen der Glücksfinger ist. Er soll eine übernatürliche Kraft haben und damit auch vor bösen Träumen schützen können. Der Daumen besaß laut Aberglauben die größ- te magische Kraft. Später dann stand der Daumen aber auch für das Symbol eines Koboldes und um den Daumen daran zu hin- dern, die Vorhaben eines anderen Menschen negativ zu beeinflus- sen, dem man eigentlich Glück wünschte, hielt man den eigenen Daumen, also den Kobold, mit den anderen Fingern fest. Der Daumen als besonders starker, wichtiger Finger taucht auch im 14. Jahrhundert bei dem mittel- hochdeutschen Lyriker und Spruchdichter »Frauenlob« Hein- rich von Meißen (um 1250-1318) auf. Der Grund dafür liegt in seiner Wichtigkeit für die funktionsfähige Hand: Ohne ihn kann kein Werk- zeug und vor allem kein Schwert geführt werden. In der Rechtspre- chung der Salier im 11. Jahrhun- dert galt der Daumen als Gottes Finger. Toi Toi Toi Der Begriff „Toi, Toi, Toi“ ist eine lautmalerische Umschreibung des Brauchs „dreimal über die Schul- ter spucken“. Dies ist ein aber- gläubischer Brauch, der beson- ders vonSchauspielern verwendet wird, um sich gegenseitig Glück zu wünschen, bevor sie auf die Bühne treten und die Vorstellung beginnen. Im Aberglauben ver- haftet, ist es tabu, sich vor der  Seit Jahrtausenden werden die Daumen gedrückt. Bild: Pixabay siegter Gladiator getötet werden sollte oder nicht. Nach einem verlorenen Kampf konnte der Gla- diator mit erhobenemZeigefinger das Publikum um Gnade bitten. Man sagte: „Convertere pollicem” (den Daumen strecken, gegen die Brust richten) und streckte

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