Füssener Heimatzeitung Nr. 160

146 Füssener Heimatzeitung Nr. 160 vom August 2018 / I te trägt in sich Bilder und Gefühle, die sie beim Zuhörer wachrufen. So findet Peresson auch die Filme von Luis Trenker nicht nur Kitsch, weil sie vor allem dieses Heimat- gefühl auszulösen vermögen. Reitwege des Bayerischen Königshauses Nun fand Peresson den Weg zum Bayerischen Königshaus. Er er- zählte, dass sich seit Herbst 2017 die beiden Gymnasien Murnau und Reutte mit dem Bayerischen Königshaus beschäftigen. Peres- son hilft ihnen mit seinem pro- funden Wissen. Dabei geht es vor allem um das riesige Reit- revier und die Reitwege von König Max II. König Ludwig und die Kegelbahn Auch König Ludwig II. darf nicht fehlen, wenn Magnus Peresson ins Erzählen kommt. So berichtet er von einer nächtlichen Heim- fahrt des Königs nach Hohen- schwangau. Unterwegs kamen er und sein Gefolge an einem dunk- len Gasthaus mit Garten vorbei. Der König erspähte in diesem Garten eine Kegelbahn. Und da er als König normalerweise nicht einfach so kegeln durfte, dachte er sich, dass das in der Nacht ja keiner sieht und ließ anhalten. Es war nicht nur dunkel, sondern auch sehr still und die Nacht hüll- te jedes Geräusch ein. So schwang der König die Kugel, ließ sie auf die Kegelbahn don- nern und in die stehenden Kegel hineinfahren. Nicht nur er er- schrak ob des plötzlichen Krachs, sondern auch der Wirt des Hau- ses, der beim Fenster rausschaute und schrie, was denn hier los sei. König Ludwig ergriff die Flucht und rannte zu seiner Kutsche, die sofort losfuhr. Am nächsten Tag schickte er einen Diener, der sich beimWirt entschuldigte und die Geschichte aufklärte. Und als wir schon bei König Ludwig wa- ren, wusste Magnus Peresson noch eine kleine Anekdote zu er- zählen. Als der König an seinem letzten Abend auf Schloß Neu- schwanstein nach demSchlüssel für den Turm verlangte, legte er seine ausgedrückte Zigarette in eine Kuhle des Leuchters imSpei- sezimmer. Dort wurde sie viele, viele Jahre später erst gefunden. Verborgen hatte sie die Zeit über- dauert. Der kleine Ignaz aus Reutte Nun noch eine letzte Geschichte, weil sie die Tragik der damaligen armen Bevölkerung zeigt. Es han- delte sich um das „Schwoben”, also die Tatsache, dass die Tiroler, in dem Fall die Reuttener, ihre Kinder ins Schwabenland schick- ten, damit sie über den Sommer ein paar Esser weniger hatten. Das wurde ja in Füssen zur Kriegs- zeit auch noch praktiziert. Pe- resson kannte noch eine authen- tische Geschichte, in der es um einen kleinen Buben mit dem Namen Ignaz ging, ein feiner, seelischer Bub. Sein Vater war Schreiner und Bauer in Reutte. Der Ignaz kam nach Rieden, ob- wohl dort die Bauern auch nicht viel hatten und als eher grob ver- schrien waren. In Rieden war er auf einem Bauernhof gleich ne- ben der Kirche. Von dort aus konnte er direkt den Säuling se- hen. Und er wusste, hinter diesem Säuling, da war die Mutter. Seine Aufgabe als kleiner Bub war, auf die Kühe aufzupassen, die auf der Weide grasten. Eines Tages kam ein wilder Hund, der die Kühe total aufscheuchte. Der Jun- ge versuchte diesen Hund zu ver- jagen. Dabei wurde er von ihm ins Bein gebissen. Mit blutiger Wunde kam er heim, und die Bäuerin versorgte ihn. Aber ir- gendwie wurde es nicht besser. Als er eines Tages anfing mit den Zähnen zu fletschen, hat man ihn doch lieber nach Füssen ins Spital gebracht. Peresson vermu- tet das alte Spital an der Lech- brücke, es könnte aber auch schon das Krankenhaus an der Stadtbleiche gewesen sein. Das alles ereignete sich 1921. Auf je- den Fall war dieses Spital total überfüllt und kein Bett mehr frei. So legte man den Jungen unter die Treppe, wo es auch ein Gatter Fortsetzung von Seite 145

RkJQdWJsaXNoZXIy NDYxMw==