Füssener Heimatzeitung Nr. 158

4 Füssener Heimatzeitung Nr. 158 vom Juni 2018 frauen warteten. Auch wenn der Lech noch eine rasante Geschwin- digkeit hatte, waren die Plätze auf den Floßen schnell belegt und es war schon eine Kunst, sich auf ihnen einigermaßen si- cher zu halten und einen ruhigen Platz zu finden. Die Frauen muss- ten gut aufpassen, dass sie nicht ausrutschten und da viele von ihnen nicht schwimmen konnten, war dieWäscherei auf den Floßen hin und wieder doch eine lebens- gefährliche Sache, wäre man in den Lech gefallen. Doch hatten die Frauen nicht nur Angst um ihre eigene Sicherheit. Wenn der Lech, wie an solchen Tagen, noch so ungestüm war, kam es auch vor, dass er einem ein Kleidungs- stück aus der Hand riss. Das war damals natürlich ein recht schmerzlicher Verlust, da jeder nur das Nötigste zum Anziehen hatte. Und wenn von dem weni- gen Gewand auch noch eines im Lech verloren ging, konnte einen das schon vergrämen. Die ausgekühlten Hände So wuschen die Frauen mit ihren Waschbrettern im eiskalten Lech ihre Wäsche, bis sie an ihren Händen unerträglich froren und diese sich schon ganz blutarm anfühlten. Es war sehr mühselig, doch jede wusste, dass die Arbeit getan werden musste und dass ein Hadern es auch nicht erleich- tern würde. So kämpfte sich jede Frau stundenlang durch ihre Wä- scheberge, bis endlich alles ge- waschen war. Doch damit war noch nicht alles getan. Die von Wasser triefende Wäsche musste erst mal ausgewrungen werden, wozu die ausgekühlten Hände fast nicht mehr in der Lage waren. Mit letzter Kraft wurde diese Ar- beit verrichtet, um zum Abschluß die Wäsche an den Leinen auf- hängen zu können, die imBereich des Lechuferweges quer über den ganzen freien Platz gespannt wa- ren. Das kostete dann oft noch den letzten Nerv. Denn es kam nicht selten vor, dass gerade nach solchen Regenperioden, die Wäscheleinen alle belegt waren und man nicht wusste, wohin mit seiner Wäsche. An diesen Tagen waren die kinderreichen Familien Fortsetzung von Seite 3  Hier ist schon der neu angelegte Lechuferweg zu sehen. Bildquelle Stadtarchiv Füssen

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