Füssener Heimatzeitung Nr. 158

160 Füssener Heimatzeitung Nr. 158 vom Juni 2018 mend durch das Wort Liebe er- setzt, bis es quasi ausstarb. In der Zeit Hiltpolds In der Zeit von Hiltpold, das ist im 12. Jahrhundert, sind die Min- nelieder keine Bekenntnisse des eigenen Erlebens. Vielmehr stel- len die Lieder die Liebe eines anonymen Ritters zu einer fast unerreichbaren Frau dar. Die ver- ehrte Frau nimmt die Rolle einer angebeteten Göttin ein. Der zu- hörenden Gesellschaft wird na- hegelegt, selbst in diesem edlen Denken und Fühlen nachzueifern und so zu innerer Würde und Ver- feinerung der Sinne zu finden. Im Gegensatz dazu war in der Realität das Verhältnis zwischen Mann undWeib von einer schnel- len sexuellen Befriedigung der männlichen Bedürfnisse geprägt. Erst Oswald vonWolkenstein, der Ehemann der Margareta von Schwangau, ist rund 200 Jahre nach Hiltbold so mutig und kühn, dass er seine persönlichen Ge- fühle, seine Anbetung und Hin- gabe, aber auch seine Wut und Verletzungen in den Liedern, die er schreibt, zum Ausdruck bringt. Was hat es mit dem Schwan der Ritter von Schwangau auf sich? Der Schwan ist ein besonderes Seelentier und hat mit seiner Grazie schon immer die Men- schen inspiriert. Der weiße Schwan ist das Symbol des Lich- tes und der Reinheit, der Reifung und Vollendung. Er zeigt sich als ein Tier der Muttergöttin, da er ihre Farben (schwarz-weiß-rot) trägt. In der Religionsgeschichte vieler Völker sind Schwäne die Begleit- tiere eines Dichtergottes, z B. des Apollon in der Antike. Da der Fortsetzung von Seite 159  Codex Manesse, UB Heidelberg, Cod. Pal. germ. 848, fol. 146r: Hiltbolt von Swanegoen, zwei Damen zum Reigen führend; mit freundlicher Genehmigung der Universitätsbibliothek Heidelberg - Digitalisierungszentrum  Der weiße Schwan ist das Symbol des Lichtes und der Reinheit, der Reife und Vollendung

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