Füssener Heimatzeitung Nr. 158

159 Füssener Heimatzeitung Nr. 158 vom Juni 2018  Denkmal des Hiltpold (Hiltepold) in Schwangau Der Schwangauer Minnesänger Hiltpold von Schwangau Im Zusammenhang mit demMittelalter fällt oft das Wort Minnesänger, aber was bedeutet es eigentlich? Vor dem geistigen Auge erscheinen Männer mit wallendem Haar und Laute. Frauen, die ergriffen vom Gesang erröten und den Blick senken. Doch das ist nicht der ursprüngliche Sinn. Der Begriff „Minne“ bezeichnete im frühen und hohen Mit- telalter ganz allgemein die liebevolle Zuwendung, das „freundliche Geden- ken“, und wurde zunächst für die Be- ziehung der Menschen zu Gott und für Beziehungen der Menschen unterei- nander in freundschaftlicher und ero- tischer Hinsicht gebraucht. Ein Bericht von Elisabeth Wintergerst Mit dem Schwan im Bunde Wandel von Begriffen Das Wort Minne hat erst später einen radikalen Bedeutungswandel erlebt. Bezeichnete es zunächst eine nicht-sexuelle Zuneigung, etwa im Sinne von Geschwisterliebe oder Gottesliebe, bedeutete es imSpätmittelalter die speziell zweigeschlechtliche Liebe. Der Adel und die Kirche beanspruchten für sich, zivilisiert-anbetend zu lieben, und sprachen diese Form der Liebe den niederen Ständen (vor allem den Bauern) ab. ImSpätmittelalter verlagerte sich dann die Bedeutung des Wortes Minne immer stärker auf den sexuellen Aspekt, so dass das Wort zur Bezeichnung „edlerer“ Gefühle nicht bloß untauglich wurde, sondern tabu war. Zur Umschrei- bung edler Gefühle wurde das Wort Minne zuneh- Fortsetzung von Seite 160 Serie: Ritter von Schwangau

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