Füssener Heimatzeitung Nr. 158

138 Füssener Heimatzeitung Nr. 158 vom Juni 2018 Die geheime Zutat Denn das ist es, was eine Bäckerei ausstrahlt: Heimat. Und wenn ein Laden so etwas ausstrahlen kann, dann manifestiert sich die- ses Gefühl auch im Essen. So schmeckte man im Schokocrois- sant nicht nur die gute Zusam- mensetzung der Zutaten. Man schmeckte hauptsächlich die lie- bevolle Art, mit der das Brot ge- backen wurde, das Interesse und die Leidenschaft, mit der neue Sachen ausprobiert wurden und in all dem die Liebe zu den Kun- den. Und das haben die Kunden der Bäckerei Eder gespürt, sodass sie sich für ein bisschen von die- sem Gefühl sogar täglich an der Theke angestellt und geduldig gewartet haben, bis sie ihr ge- liebtes Brot kaufen konnten. Ein Teil von Füssen All das hauchte der Bäckerei Eder mit der Zeit eine Seele ein. So war sie keine bloße Bäckerei mehr, sondern ein Teil der Stadt, ein Teil des Bewusstseins der Einwohner. Sie war aber vor allem Heimat und in einem gewissen Sinne auch „Mama“ für die Men- schen, die dort täglich ihr Brot gekauft haben. Nun ist schon über ein Jahr vergangen, seit wir nicht mehr in „Meister Eder’s Backstub’n“ warme und leckere Gebäcke kaufen können. Und es hat erstmal gedauert, bis sich die Füssner damit arrangiert und wieder eingependelt haben. Doch was bleibt ist die Erinnerung, die Erinnerung an gute Geschmäcker, schöne Stimmungen und ... war- me Kirschplunder. ■ Das Leuchten von Heimat Mir erging es kürzlich so, als ich durch die Franziskanergasse lief und einen Blick nach rechts warf. Ich erblickte das Hauptgeschäft der ehemaligen Bäckerei Eder, die aus der Ferne leer und unbe- wohnt wirkte. Doch plötzlich dreh- te sich das Rad der Zeit und mein Herz füllte sich mit Erinnerungen. Es war alles wie früher und die Gefühle, die ich beim Betreten des Geschäfts hatte, tauchten wieder auf. Ich kam herein und stand einer großen langen Theke voller duftender und goldfarbener Gebäckstücke gegenüber. Die Wände waren mit Steinen besetzt und gaben dem Raum etwas von einem alten Gewölbekeller. Links vom Eingang gab es einen glä- sernen Wasserhahn mit bunten Steinen darin, welchen ich stets für einige Sekunden bewundern musste. Es war immer warm und der wunderbare Geruch von frisch gebackenem Brot lag in der Luft. Jedes dieser Dinge war ein Teil eines Leuchtens, des Leuchtens von Heimat. Fortsetzung von Seite 137  Dieses Schild ist verschwunden

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