Füssener Heimatzeitung Nr. 158

115 Füssener Heimatzeitung Nr. 158 vom Juni 2018 Hoffnung, dass bald noch jemand kommen könnte, vielleicht sogar „der“ oder „die“ eine, in die man gerade unsterblich verliebt war. So erging es mir an einem schö- nen Sonntagabend, allerdings war ich dann so aufgeregt, dass ich keinWort mehr herausbrachte und meine Gesichtsfarbe nur von knallrot zu kalkweiß wechselte, ... Sie wartete sehnsüchtig auf ihren Angebeteten Gut erinnere ich mich auch noch an einen brütend heißen Sams- tagabend imAugust, an demmei- ne Freundin schon sehnsüchtig auf ihren Angebeteten gewartet hatte. Der ging davon aus, seine Freundin sei im Kino und bog nichtsahnend händchenhaltend mit einer neuen Flamme um die Ecke des Sport-Keller. Meine sonst so besonnene Freundin verwan- delte sich binnen Sekunden in eine rasende Furie, stand auf und versetzte ihmeine schallende Ohrfeige, gefolgt dann allerdings von einem nicht enden wollenden Heulkrampf - mittlerweile haben die beiden schon drei Enkelkinder und erzählen ihnen gerne diese Geschichte. Mir blieben nur durchnässte Klamotten Ich selbst bin einmal bei strö- mendem Regen mindestens fünf- mal die Runde Stempel - Ritter- straße - Hintere Gasse - Jesuiter- gasse - Reichenstraße - Stempel auf und ab gelaufen, aber mein aktueller Schwarm wollte und wollte sich nicht einstellen, und so blieben mir von diesem Abend nur durchnässte Klamotten und die Erinnerung an das detaillierte Studium der damaligen Schau- fensterauslagen. Die einzigen echten Füssener Rocker AmStempel habe ich - allerdings nur als ehrfürchtige Zuschauerin etwas aus der Ferne - noch die legendären Crazy Vultures mit- erlebt, die einzigen echten Füs- sener Rocker, die mitunter schon mal am Stempel stoppten und dort lässig ihre Maschinen - und sich selbst - präsentierten. Ganz so leise ging es da natürlich nicht zu, und so blieb es nicht aus, dass der Mieter aus dem ersten Stock des Sport-Keller-Hauses schon mal mit hochrotem Kopf das Fenster aufriss und sich laut- hals mit den Crazys anlegte. Die räumten dann manchmal zwar tatsächlich das Feld, aber nicht, ohne zum Abschied noch knat- ternde Extra-Fehlzündungen draufzusetzen, wenn sie einige sogenannte Starfrunden dreh- ten. Lust auf Menschen und auf Begegnung Ach ja, was war das doch für eine tolle Zeit, als man noch auf Ver- dacht mal beim Stempel vorbei- schaute, seine Sorgen und Nöte loswurde oder auch einfach seine Lebensfreude, die Lust auf Men- schen und auf Begegnung aus- lebte. Als ich meinen Weg die Ritterstraße hinunter fortsetze, frage ich mich, ob es heute auch noch einen Kult-Treffpunkt für Ju- gendliche gibt, oder ob das Smartphone so eine Einrichtung mittlerweile ersetzt hat, ... ■  Inzwischen leider ohne die früher sehnsüchtig erwarteten Kinoplakate

RkJQdWJsaXNoZXIy NDYxMw==