Füssener Heimatzeitung Nr. 157

76 Füssener Heimatzeitung Online-Vollversion Nr. 157 vom Juni 2018 Mutter hat ihn als Mädchen ver- göttert, diesen legendären Tenor, und noch vor dem Krieg einen Auftritt von ihm in Berlin besucht. Und so kam Hardy auf die Idee, diesen Johannes Heesters, der alles überdauert hatte, der schon zu Lebzeiten zu einer Legende wurde, für sein Buchprojekt „Wie schmeckt die Pizza im Paradies“ zu gewinnen. Über dieses Buch- projekt gibt es hier in der Füsse- ner Heimatzeitung auch einen ei- genen Artikel, deswegen sei nur kurz erwähnt, dass Hardy die Idee hatte, berühmte Menschen der Zeitgeschichte zu interviewen. Dabei ging es vor allem um ein Grundgefühl im Leben der Men- schen, das man mit paradiesisch beschreiben könnte. Was waren glückliche Momente, was macht Glück oder Paradies überhaupt aus, was war der Erfahrungs- schatz der jeweiligen Menschen .... Hardy hatte schon immer eine sehr starke Sehnsucht nach dem Paradies. Paradies war für ihn gleichbedeutend mit Erlösung und spielte eine zentrale Rolle in seinem Leben, und wohl auch im Leben der meisten, wenn nicht aller Menschen. So hatte Johan- nes Heesters schon ein halbes Jahr vorher diese Interviewfragen schriftlich bekommen und akri- bisch ausgefüllt mit der Hilfe sei- ner Frau, die ihn immer wieder dazu anhielt. Jetzt wollte Hardy ihn einfach auch nochmal per- sönlich kennenlernen und, wenn möglich, einige Fragen nachschie- ben. Besondere Unterstützung fand er vor allem bei Simone Re- thel, der sympathischen, 46 Jahre jüngeren Frau von Johannes Hees- ters, mit der er dieses Kaffeetrin- ken zuhause auch vereinbart hat- te. Vorgesehen war eine Stunde. Liebeskummer und andere Geschichtchen Und nun saß Hardy auf der Ter- rasse zusammen mit Johannes Heesters und Simone Rethel. Wie geht man um mit so einem Men- schen, was frägt man, ohne ihm auf die Nerven zu gehen, es war eine Gratwanderung. Und so er- fährt Hardy, dass Johannes Hees- ters zu der wohl äußerst seltenen Spezies Menschen gehört, die noch nie eifersüchtig war und keinen Liebeskummer kennt. Die Frauen lagen ihm ja auch zu Fü- ßen. Eine andere nette Geschichte sind die Umstände seiner Geburt, von denen er gerne erzählt. „Da- mals gab es noch kein elektri- sches Licht. Die Straßenbahnen wurden noch von Pferden gezo- gen. Meine Mutter wurde mit ei- ner Kerze in den Saal gebracht, wo ich geboren wurde. Aber ich glaube, ich hatte sofort nach mei- ner Geburt eine gute Stimme!“ sagt er verschmitzt und sein alter Humor blitzt aus seinen mittler- weile fast erblindeten Augen. Ja, seine Stimme ist immer noch laut und kräftig, und auf Hardy wirkt er eher wie ein 80-jähriger. Mit seinen 107 Jahren ist er immer noch sehr rüstig und laut Arzt „pumperlgesund“, eine „Roßna-  Heesters noch ganz jung - Bild copyright ATG Büro Heesters Fortsetzung von Seite 75

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