Füssener Heimatzeitung Nr. 263

187 Füssener Heimatzeitung Nr. 263 vom Juni 2025 große Portion Selbstironie. Er be- schreibt das Leben eines Beam- ten: „Um 9 Uhr da ziehn´s amal auf; um halb 12 geht´s zum Schöppeln, um eins zum Essen, nachher zum Kaffee, nach a paar Stündeln aufs Bureau, den Einlauf durchsehen, wie ich´s immer re- den hör; nachher zumNachtessen z´Haus. Da werden die Buben gebeutelt, wer einen hat. Um 8 Uhr in die Herrng´sellschaft bis 11 Uhr. Das ist der Lebens- oder der Tagesablauf eines Staatsdie- ners, und wenn er´s einige Jahrln so durchg´macht hat, dann be- kommt er einen Verdienstorden.“ Kunst als seelische Verarbeitung Für Franz von Pocci ist die Kunst ein Weg sich selbst auszudrü- cken, was im Alltag für ihn oft nicht möglich ist. Er sagt über seine Bilder: „Es sind dies alles Spiegelbilder meiner eigenen ar- men Seele, die, solange sie lebt und webt, hin und her gerissen wird von guten und bösen Dä- monen“. Er sieht sich selbst als stiller Beobachter hinter einer freundlich lächelnden Wachs- maske. Was ihm seine Stellung am Hof verbietet, zeigen seine Bilder. Im Alter begann er an sei- ner Kunst zu zweifeln und begann auch, seine Bilder zu vernichten. Er habe keine richtige Ausbildung gehabt und sei deswegen auch kein Spezialist. Seine Selbstzwei- fel wuchsen, seine Minderwer- tigkeitsgefühle begannen ihn zu zerstören, weil er sich unvoll- kommen fühlte. Er vergaß dabei, dass er mit seinen Bildern und Zeichnungen den Zauber des Au- genblicks einfangen konnte. Es sind Bilder des ständigen Wan- dels und der Veränderung. Er zeigt Ebenen, die man nicht auf den ersten Blick erkennt, weil er in Bewegung bleibt und mit dem Leben geht. Franz von Pocci starb am 7. Mai 1876 in München. Er wurde in der Familiengruft in Münsing amAmmersee begraben und hinterließ Frau und drei Kin- der. ■ Wer: Franz von Pocci Geburt: 7. März 1807 in München Mutter: Baronin Xaveria von Posch Vater: Graf Fabrizio Evaristo von Pocci Ehefrau: Albertine Gräfin von Marschall Heirat: 4. Juni 1834 Kinder: 1835 Tochter Maria Elisabeth, später Malerin 1838 Sohn Friedrich, wird später Oberförster in Straßburg 1841 Tochter Sophie, wird nur zehn Monate alt 1845 Sohn August, wird später Offizier Gestorben: 7. Mai 1876 in München Info-Kasten Bildquellen: 1 Lenbachhaus, gemeinfrei 2 Wikipedia, gemeinfrei 3 Heraldik-Wappen, gemeinfrei 4 Sepp Schleicher Geschichten des Staatshämor- rhoidarius sind eine satirische Darstellung des Beamtentums. Franz von Pocci zeigt dabei eine

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