Füssener Heimatzeitung Nr. 262

112 Füssener Heimatzeitung Nr. 262 vom Mai 2025 Serie: Außerfern Dr. Hermann Stern - das tragische Schicksal eines Wirtschaftspioniers Ein Bericht von Elisabeth Wintergerst Fortsetzung auf Seite 114 Rechtsanwalt 1902 promovierte er an der Uni- versität Innsbruck zum Doktor der Rechte und legte 1906 seine Rechtsanwaltsprüfung ab. Er war zunächst Sekretär des „Verban- des katholischer landwirtschaft- licher Arbeiter“ in Innsbruck. 1910 übersiedelte er als Rechtsanwalt nach Reutte/Tirol. Im Jahr 1911 heiratete er Anna Knittel, eine Tochter des Schulinspektors Josef Knittel, aus welcher Ehe fünf Kin- der hervorgingen. Nach dem Ers- ten Weltkrieg begann er neben seiner Anwaltstätigkeit ein um- fangreiches öffentliches Wirken. Politik Hermann Stern hatte anfänglich ein gutes Verhältnis zu den Sozi- aldemokraten, war selber aber Hermann Stern (geboren am 24. Mai 1878 in Bozen, Südtirol und gestorben am 24. August 1952 in Innsbruck, Österreich) war ein österreichischer Rechtsanwalt, Lokalpolitiker und Wirtschaftspionier. Er war das siebte von zehn Kindern des Johann Joachim Stern, eines zum Katholizismus konvertierten Juden, und der Katholikin Gertraud, geborene Lechthaler. Doch Hermann Stern war mehr, als sich aus seinen Lebensdaten ablesen lässt. Er war ein genialer Mensch, ein Im- pulsgeber, ein Vordenker und ein Wohltäter. Ohne ihn gäbe es wahrscheinlich keine Zugspitzbahn, keine Planseewerke, kein ewr Kraftwerk Plansee, kein Krankenhaus und keine Zeitung im Außerfern. Tausende von Arbeitsplätzen wären ohne Hermann Stern nicht geschaffen worden.  Dr. Hermann Stern war vielseitig und kreativ. Bild: Dr. Richard Lipp in Wikipedia nicht Parteimitglied. Uneinge- schränkt stand er auf der Seite der arbeitenden Bevölkerung und setzte sich für deren Rechte ein. Gemeinsam mit dem Sozialde- mokraten August Wagner leitete er die erste Demokratisierungs- bewegung in Reutte ein. Die so- zialdemokratische Partei be- schrieb ihn 1920 wie folgt: „Dr. Stern gehört zwar nicht der sozi- aldemokratischen Partei an, ist von derselben auch nicht kandi- diert worden, aber das schätzen wir an ihm, daß er stets warm für die Arbeiter eingetreten ist und, weil er auch ein Herz für die ärmere Bevölkerung hat, von den oberen Zehntausend ange- feindet wird. 1918 stellte sich Stern an die Spitze einer Demo- kratiebewegung imBezirk Reutte, die darauf abzielte, den Staat basisdemokratisch zu strukturie- ren, also nicht von der Spitze, sondern von der Basis her auf- zubauen. 1919 zog er in den Ge- meinderat von Reutte ein, in dem er bis 1927 verschiedene Funk- tionen, zuletzt als Vizebürger- meister, ausübte. Innerhalb des Gemeinderates war er für den er- folgreichen Ausbau des gemein- deeigenen Elektrizitätswerkes Reutte (insbesondere das Kraft- werk am Plansee) und auf sozia- lem Gebiet für die Ansiedlung des Krankenhauses der Barm-

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