Füssener Heimatzeitung Nr. 262

107 Füssener Heimatzeitung Nr. 262 vom Mai 2025 Sigmund”. Er war immer kurz an- gebunden, da für ihn die Arbeit in seinem Labor immer das Wich- tigste war. Er hatte zeitlebens Angst vor Krankheiten und Kei- men, deswegen ließ er sich jeden Tag von seiner Haushälterin das Münzgeld abkochen. Bezahlt hat er nie selbst, sondern reichte dazu seinen Geldbeutel immer den jeweiligen Verkäufern. Sig- mund Riefler war auch an der Gründung des Deutschen Muse- ums maßgeblich beteiligt. Auch durch eine beträchtliche Geld- spende gehörte er zu den größten Förderern dieses Museums. Es war für ihn sehr wichtig, die Wis- senschaft der Jugend näherzu- bringen und diese zu motivieren, sich auch in diesem Bereich zu engagieren. Engagement in Nesselwang Die Brüder engagierten sich auf vielen Ebenen für den Markt Nes- selwang. Im Jahr 1904 haben die drei Brüder die Elektrizität in Nes- selwang auf eigene Rechnung eingeführt, ein Verteilernetz in- stalliert und eine Elektrizitäts- station unterhalten. Mit dem Strom versorgten sie die gesamte Marktgemeinde, man kann sich gut vorstellen, welche zentrale Rolle die drei Brüder zu dieser Zeit in Nesselwang spielten. Pa- rallel arbeitete Sigmund an immer noch besseren Uhren und Pen- deln, er stellte noch zusätzlich Mathematiker an, die ihm einige Arbeit abnehmen konnten. Sig- mund war wie besessen von sei- ner Arbeit und es gab nie nur im Ansatz die Möglichkeit, dass er aufhören würde. 1912 ist er leider viel zu früh verstorben, er wurde in München im nördlichen Fried- hof beerdigt. Im Nachruf des Uhr- macher-Fachblattes schrieb C. Dietzschold: „Mit Sigmund Riefler ist einer der bedeutendsten Ge- lehrten der Gegenwart dahinge- gangen, dessen geniale Schöp- fungen auf dem Gebiet der Zeit- dienstanlagen in 5 Erdteilen dem Ruhmeskranze deutschen Geis- tes, deutscher Präzisionsarbeit und deutscher Schaffenskraft neue Lorbeerreiser hinzugefügt haben. Seine Werke, seine Anla- gen, seine Ideen werden fortle- ben, so lange der Mensch die allmächtige Zeit messen wird und sich von ihr seine Tätigkeit regeln lässt, das heißt bis der Letzte der Sterne einst erglänzen und die Zeit zu Ende gehen wird.” Danksagung Dieser Bericht wäre nicht möglich gewesen ohne die Mithilfe von Dieter Riefler, der ein Großneffe von Sigmund Riefler war. Dieter Riefler schrieb mehrere Bücher über die Geschichte und Errun- genschaften der Firma Riefler. In jahrelanger undmühseliger Arbeit schuf er Bücher, die alle techni- schen Details zu allen Erfindun- gen der Firma zusammenfassten. Die Bücher sind so detailreich und fachlich gut geschrieben, dass sie von Uhrenliebhabern auf der ganzen Welt gekauft wer- den. Dieter Riefler verehrte seinen Großonkel sehr für seinen genia- len Geist, es war ihm sehr wichtig, alles zu dokumentieren und, dass er nicht in Vergessenheit gerät. Dieter Riefler hat auch eine Web- site erstellt, mit vielen Informa- tionen zur Firma seiner Vorfahren. Leider ist Dieter Riefler am 12. Januar 2025 verstorben: Wir hof- fen, mit diesem Bericht sein Be- mühen, Sigmund Riefler zu ehren, mittragen zu können. ■ Fortsetzung von Seite 105 Wer : Sigmund Riefler, geboren am 9. August 1847, gestorben am 21. Oktober 1912 • 1865-1870 Technische Hochschule München und Universität München • 1870-1876 Ingenieur bei der Königlich Preußischen Landesvermessung • Ab 1876 Übernahme der Firma Clemens Riefler mit zweien seiner Brüder Auszeichnungen : • 1894 John-Scott-Medaille des Franklin-Institute in Philadelphia • 1897 Ehrendoktorwürde der Philosophischen Fakultät der Universität München • 1899 Ehrenbürgerschaft des Marktes Nesselwang • 1900 Goldene Delbrück-Denkmünze des Vereins zur Förderung des Gewerbefleißes in Preußen • 1905 Verleihung des Kommerzienrat-Titels Info-Kasten

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