Füssener Heimatzeitung Nr. 261
58 Füssener Heimatzeitung Nr. 261 vom April 2025 König Ludwig II. von Bayern war ein vielseitiger Mensch. Doch welche Berufungen trug er in sich? Welche Ziele hat er verfolgt und was war ihm in seinem Leben besonders wichtig? Viele Menschen, besonders junge Menschen, fragen sich, was sie von Ludwig II. lernen können und welche Themen ihm am Herzen lagen. Die sieben Bestimmungen König Ludwigs II. – und was junge Menschen daraus lernen können Ein Bericht von Alfons Schweiggert Serie: König Ludwig II. von Bayern König Ludwig II. war ein reich mit Gaben und Talenten geseg- neter Mann. Wozu aber fühlte er sich berufen? Und wann und wie hat er seine „Bestimmungen“ entdeckt? Was betrachtete er als seine „Lebensaufgaben“ – und wie erfüllte er sie? Ludwig wusste bereits als Kron- prinz, dass er als ältester Sohn König Maximilians II. dazu beru- fen war, seinem Vater nach des- sen Tod ins Königsamt zu folgen. Doch es war nicht nur diese eine Berufung, die zu erfüllen er sich verpflichtet sah, er fühlte sich zu mehr bestimmt. Was empfand er als seine erste Berufung? Wie alle bayerischen Könige, die 112 Jahre lang (1806 bis 1918) Bayern regierten, glaubte auch Ludwig II. an die göttliche Vorse- hung und empfand sich als König von „Gottes Gnaden“. Er fühlte sich als ältester Sohn seines Va- ters König Max II., der ebenfalls überzeugt war, von Gott zu sei- nem Königsamt berufen zu sein, persönlich von „Gottes Gnaden“ zum König berufen. Gott gegen- über sei er deshalb für sein ge- samtes politisches und privates Handeln verantwortlich und nach seinemTod habe er diesbezüglich Gott auch Rede und Antwort zu stehen. Deshalb sah sich Ludwig II. unter ständigemDruck, in jeder Hinsicht ein gottgefälliges Leben führen zu müssen. Doch nicht nur dieser göttlichen Berufung zum König versuchte Ludwig gerecht zu werden, es gab da auch noch weitere Auf- gaben, denen er sich verpflichtet sah. Seine zweite große Berufung ent- deckte Ludwig II. bereits in der Jugend. Von RichardWagners Ge- samtkunstwerk – geformt aus Text, Musik und Ausstattung – begeistert, wollte er dessen Opern zum Leben verhelfen und wurde so zum Entdecker und Mä- zen Wagners und Pate für viele von dessen berühmten Opern. Er rettete den verschuldeten Kom- ponisten nicht nur, sondern legte ihm alles zu Füßen, sein Geld, seinen Thron, seine Liebe. Als Wagner 1883 in Venedig starb, schrie der König: „Die Leiche ge- hört mir! […] Den Künstler, den heute die Welt betrauert, habe ich gerettet.“ Schon 16 Jahre zu- vor war sich der König sicher, selbst dem Tode geweiht zu sein, „wenn das Entsetzliche eintritt, wenn mein Stern nicht mehr strahlt, wenn Er dahin ist, der treu geliebte Freund; ja dann ist auch meine Zeit aus, denn dann, Fortsetzung auf Seite 60
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