Füssener Heimatzeitung Nr. 261
180 Füssener Heimatzeitung Nr. 261 vom April 2025 Die Kraft, mit der andere Pflanzen blühen, mit der sie Samen und Früchte bilden, behält der urzeitliche Farn noch zurück und schickt sie in sein Blätterwunder. So bleibt dieses lebende Fossil dem Tautropfen und dem Boden verbunden, den Mysterien von Nebel und Nacht, den Geheimnissen von Feuchtigkeit und Dunkel, der Magie von Zurückhaltung und Unsichtbarkeit. (Frank Meyer und Michael Straub, aus „Die Magischen 11“) Der Farn, der bei genauem Betrachten uns weise macht, dass die Zeit sich wie ein Hauch im Nebel verliert. Wie ein Zeitbote aus der Urzeit gräbt er sich aus dem tiefen, erdigen Waldboden im Frühling. Da treibt er zuerst aus und erinnert an eine Schnecke, die sich langsam ausrollt, um zu einem großen grünen Farnblatt heranzuwachsen. Vor etwa 360–300 Millionen Jahren bildeten Farne, benannt als Baumfarne, zusammen mit Schachtelhalmen und Bärlapppflanzen riesige Wälder und schufen die Urwelt. Der Farn - Bote der Sehnsucht nach dem Frühling Ein Bericht von Doris Scheuer Serie: Brauchtum und Hintergründe So alt wie Methusalem Im Allgäu und im Alpenvorland findet man den Farn in den Wäl- dern, auf Kahlschlägen undWald- lichtungen. Dieser Farn vermehrt sich nicht nur über Sporen, son- dern bildet kriechende, mächtige Wurzelstöcke, die bis zu sechzig Meter lang werden können. Seine gestieltenWedel können an güns- tigen Standorten eine Höhe von über drei Meter erreichen. Und der Farn hat nicht nur eine lange Ahnenreihe, er wird auch so alt wie Methusalem. So wurden in Finnland Adlerfarne, auf lateinisch Pteridium aquilinum, gefunden, die ein nachgewiesenes Alter von 1500 Jahren aufweisen. Der west- germanische Name Farn bedeutet Flügel oder Feder. In diesemSin- ne breitet der Waldfarn seine ge- fiederten, grünen Blattwedel über Einheimische Waldpflanzen - Teil 1 Fortsetzung auf Seite 182
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