Füssener Heimatzeitung Nr. 259

50 Füssener Heimatzeitung Nr. 259 vom Februar 2025 Du leidest unter immer wiederkehrenden Verhaltensmustern, hast jedoch keinen Ansatz, wie du diese Strukturen nachhaltig verändern kannst? In diesem Fall könnte dir Familienstellen weiterhelfen. Bei dieser vom ehemaligen Priester undMissionar Bert Hellinger entwickelten Therapieform stellen andereMenschen, der Therapeut oder du selbst, stellvertretend Familienmitglieder dar. Anders als bei einem Rollenspiel versuchen die Teilnehmer nicht, die aufgestellten Fa- milienmitglieder zu imitieren, vielmehr wird darauf geachtet, welche Gefühle sich in den aufgestellten Personen entwickeln. Dabei geht Hellinger von einem „wissenden Feld“ aus, das es ermöglicht, die Gefühle von verstorbenen oder nicht anwesenden Familienmitgliedern auszudrücken. Hierbei können sich wertvolle Erkenntnisse für die aufstellende Person ergeben. Familienstellen im Allgäu Ein Bericht von Janus Gaißmayer Serie: Hopfen am See Hinschauen statt wegdrücken Unangenehme Verhaltensmuster wird man fast nie los, wenn man mit viel Aufwand versucht, sich neue Verhaltensmuster anzueig- nen. Ein vielversprechender Weg ist es, zu erforschen, wodurch man dieses Muster entwickelt hat, und Frieden mit dem zugrun- deliegenden Trauma zu schließen. Oft führt schon das Hinschauen und Erforschen zu einer starken Verbesserung des Problems. Die Wurzel des Problems liegt oft viel tiefer, als man ahnt. Es können Verletzungen aus der Kindheit oder sogar darüber hinaus, Trau- mata der Eltern oder Ahnen sein, die an einen weitergegeben wur- den. Nicole Schäfer ist seit über achtzehn Jahren Expertin auf die- sem Gebiet. Schon seit ihrer Ju- gend interessiert sie sich für die unterschiedlichen Verhaltens- muster der Menschen. Aufgrund einer zufällig gelesenen Broschü- re kam sie in das Feld der Krimi- nalpsychologie und arbeitete da- raufhin über sechzehn Jahre lang mit straffälligen Jugendlichen in Heilbronn. Während dieser Zeit sammelte sie wertvolle Erfahrun- gen über krankhafte Verhaltens- muster und deren Ursprung. Da- bei fand sie immer klarer zu der Erkenntnis, dass die Eltern und Familiengeschichte gravierende Auswirkungen auf die eigenen Strukturen haben. Oft sind pro- blematische Verhaltensmuster über Generationen hinweg vererbt und können nur durch eine Aus- einandersetzung mit der Famili- engeschichte aufgelöst werden. Persönlicher Schicksalsschlag Der Suizid ihrer Mutter hat in Ni- cole Schäfer das Bedürfnis ge- weckt, sich intensiv mir ihrer ei- genen Familiengeschichte und ihren Familienstrukturen zu be- schäftigen. Sie, selbst Mutter zweier Töchter, wollte erforschen, welche Dynamiken in ihrer Familie herrschen, die zu so einer Tra- gödie geführt haben. In diesem Zuge hat sie das Familienstellen ausprobiert und war sofort be- geistert von den Erkenntnissen, die sie dadurch erlangt hat. 2007 begann sie eine Ausbildung bei Thomas von Stosch, einer Kory- phäe im Familienstellen, der bei Bert Hellinger persönlich gelernt hatte. Nach zweijähriger Ausbil- dung als Familienstellerin ließ Nicole Schäfer Fortsetzung auf Seite 53

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