Füssener Heimatzeitung Nr. 255

63 Füssener Heimatzeitung Nr. 255 vom November 2024 Fortsetzung auf Seite 66  Das Aufziehen der neuen Glocke von St. Mang war ein wahrer Festtag für Maria Geisenhof. Bild: privat ernregel gerne sieht.” Zu Ostern berichtete sie von der Heiligen Messe in der Stadtpfarrkirche St. Mang: „Hl. Osterfest! In der Stadt- pfarrkirche erklang die ewig schö- ne Theresienmesse v. Haydn. Wie erhebend wirkt solche Musik! Hoffentlich bleibt unser Kirchen- chor dieser herrlichen Musik im- mer treu. Im Garten konnte man den ersten Rhabarber schneiden. Nach 26 Monaten kam Neffe A. das erstemal aus Rußland in Ur- laub nach Hause.” Fliegeralarm Nicht zu glauben ist, wie oft Maria Geisenhof von Fliegeralarm be- richtet. Fast jeden zweiten Tag erklingen die Sirenen in Füssen und die Familien müssen in die Keller fliehen. Auch die unange- nehme Rolle des Blockwartsmuss Maria Geisenhof am 18. Mai 1943 übernehmen. Hierzu schreibt sie: ledig. Die älteste Schwester Anna heiratet den Architekten Josef Scheibel und die Mittlere den Sparkassenangestellten Heinrich Bürgis. Einen Sohn gab es in der Familie Geisenhof, Georg Anton, der tragischerweise schon mit zwei Jahren verstarb. Durch ihre Neffen, die Familie Scheibel hatte sieben Söhne und die Familie Bürgis einen Sohn, erlebte Maria Geisenhof hautnah mit, wie die kalten Klauen des Krieges nach den Menschenleben griffen. Fa- milie Scheibel verlor kurz vor Kriegsende zwei ihrer Söhne und der einzige Sohn der Familie Bür- gis fiel in Russland. Briefe von der Front In ihren Aufzeichnungen zitiert Maria Geisenhof immer wieder Zeilen aus Briefen ihrer Neffen, wie am 21. Januar 1943: „Einer meiner Neffen schrieb mir aus Rußland. „Am hl. Tag Weihnach- ten mußten wir marschieren bis zu den Knien im Dreck, über Pfer- dekadaver und tote Russen.”” Wer denkt da nicht an den sinn- losen Feldzug Napoleons nach Rußland? Wie wird dieser Feldzug enden.” In regelmäßigen Abstän- den schickt sie kleine Päckchen an die Front, wie sie in einem Eintrag vom Januar 1943 be- schreibt: „Für meine 5 Neffen (Scheibel), welche die 2. Kriegs- weihnacht in Rußland erleben, schickte ich kleine Päckchen mit Pfefferminztee und Süßstoff, auf die sie immer warteten und sich darüber freuten.” Einblicke ins Wetter Dazwischen erläutert Maria Gei- senhof auch einfach das Wetter in Füssen, so am 2. Februar 1943: „Lichtmeß sehr stürmisches Wet- ter, wie man es nach alter Bau-

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