Füssener Heimatzeitung Nr. 254
175 Füssener Heimatzeitung Nr. 254 vom Oktober 2024 fasst hingestreckt war. Auf mehr- fache Bitten wurden in das Ge- mach des Königs zwei Turteltau- ben gebracht nach dem Volks- glauben, daß sie rotlaufartiges Leiden an sich zögen. [...]“ Im ärztlichen Bericht dieses Tages des Geheimrates Dr. von Gietl wird das Geschriebene bestätigt. Die Bevölkerung und der kranke König Die schmerzliche Aufregung ergriff immer mehr Teile der Bevölkerung Münchens; immer mehr drängten sich in die Residenz, verstörte, kummervolle Gesichter überall! Es wird berichtet, wie erwartungs- voll die Menge der Nachrichten harrte, die von Zeit zu Zeit aus dem Krankenzimmer kamen; sie wurden immer betrübender, im- mer hoffnungsloser: arme gram- gebeugte Königin! Die Liebe des Volkes mehrte nur die Bitterkeit der über sie hereingebrochenen Leidensstunden; mit heißen Trä- nen und Gebeten flehte sie den Himmel um Erhaltung des teuren kalten Märztag mit dem bekla- genswerten Zustand des Königs in Zusammenhang bringen. In den Kirchen drängen sich die Gläubigen und beten inbrünstig um das Leben des Königs. Seit Stunden harren die Bürger der Hauptstadt in bedrücktem Schweigen und hilfloser Trauer imHofe der königlichen Residenz. Von Minute zu Minute werden es mehr die sich zusammenfinden, um durch ihre Anwesenheit der Königsfamilie ihre Anteilnahme zu bekunden. Weder die schnei- dende Kälte noch der Schnee- sturm schreckt sie ab. Der Schlosshof ist überfüllt von Men- schen, welche stumm und erge- ben zu den verhangenen Fenstern emporschauen, hinter denen ihr Herrscher mit dem Tode ringt. Die Nacht bricht ein, es wird dun- kel und München und das ganze Land sind in der eisigen Klaue des Todes und wissen nicht, ob der König sich daraus befreien kann oder nicht. ■ Lebens an; dann trat sie wieder mit heroischer Überwindung des Seelenschmerzes an des Königs Lager, wo sie bewunderungswür- dige Ruhe und Fassung zeigte. Ein eiskalter Tag Den ganzen Tag über hatte es ohne Unterlass geschneit. Doch es war keiner jener freundlichen, schneeverhangenen Wintertage, welcher Buben und Mädchen auf die Münchner Straßen oder auf die eisbedeckte Isar zum mun- teren Spiel hätte locken können. Man kann sich nicht daran erin- nern, je einen so ungemütlichen Märztag erlebt zu haben. Einige der älteren Bewohner, welche den Krieg Napoleons 1812 gegen Russland und den unrühmlichen Rückzug miterlebt und überstan- den hatten, verglichen diesen 9. März mit den grauenhaften Win- tertagen in Russland, die ihnen noch jetzt einen Schauer über den Rücken jagten, wenn sie nur daran dachten. Sie, die Veteranen jenes unseligen Krieges sind es auch, die diesen ungewöhnlich Fortsetzung von Seite 173 Fortsetzung folgt! Thema : Schicksalsjahr 1864 Behandelter Zeitpunkt : 09. März 1864 - Nachmittags bis zur Nacht Hauptperson : König Max II. von Bayern Thema : Der letzte Tag vor dem Tod des Königs Quellen : Archiv Adami, Lichtenfels 1960 (S. 7), Füssener Blatt, Schweiggert 1995, Lebenstage, Hauff, Müller 1864, Lampert 1890, Wolf 1926, Hollweck 1979, Schultze 1894, Evers 1986, Joseph Albert Info-Kasten Bildnachweise : 1 Wikipedia, gemeinfrei 2 Unknown authorUnknown author, Maximilian II of Bavaria and Maria 06, CC BY-SA 4.0 3 Sammlung Sepp Schleicher
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