Füssener Heimatzeitung Nr. 254

173 Füssener Heimatzeitung Nr. 254 vom Oktober 2024 jestät des Königs ist bis jetzt keine weitere Verschlimmerung eingetreten. v. Gietl., v. Schleis, Dr. Wolfsteiner, Dr. Feder.“ Ein Zeitgenosse berichtet es mit eigenen Worten Franz Graf von Pocci, ein Zeitge- nosse, beschreibt diesen trauri- gen Tag, den er aus allernächster Nähe beobachten konnte, wie folgt: „[...] Da traten aber Symp- tome ein, welche den Ärzten höchst bedenklich waren. Gegen bedrohte und eine der Krankheit widerstrebende Reaktionskraft vermisst ward. Der König selbst fühlte sich nicht so krank, als er war; um so beängstigter befand sich aber die Umgebung. Von diesem Augenblick an verließ die Königin die Gemächer des Königs nicht mehr. Bald schon waren auch die Söhne des Königs und die übrige königliche Familie in den Nebenzimmern versammelt, mit ihnen die nächstbediensteten Herren und Damen des Hofes. Die Nachricht von der Gefahr des allverehrten Königs hatte sich um so schneller auch in der Stadt verbreitet, da dem im Theater versammelten Publikum durch den Regisseur angezeigt war, daß die Vorstellung wegen bedenkli- cher Erkrankung Sr. Majestät un- terbleibe. Alles strömte in großer Angst hinaus; viele eilten in die Residenz, um Erkundigung ein- zuziehen. Nach ein paar Stunden schon waren dort die Räume von ängstlich fragenden Harrenden gefüllt; aus allen Klassen drängte das Volk bis zu den innersten Gemächern. Niemand stand im Wege - waren es doch die Kinder eines liebenden Vaters, die es an das Krankenbett desselben in treuer Sorge gezogen! Von Stunde zu Stunde wurden die ärztlichen Erklärungen in den Vor- zimmern aufgelegt. Alle Mittel, welche die Kunst anwandte, schienen wirkungslos. Der Erz- bischof von München eilte in die Residenz, nachdem er noch in Mitte der Nacht Gebete für das teure Leben des Königs angeord- net hatte. Ringsum die sorgen- vollste, ängstlichste Bewegung, während der König selbst in der Gewissensruhe des „Gerechten“ auf seinem Lager männlich ge- 4 Uhr Nachmittags fingen die Ex- tremitäten zu erkalten an, die Bewegung des Pulses ward un- merkbar, selbst der Herzschlag war nicht mehr zu fühlen. Unter diesen Umständen sahen sich die Leibärzte Geheimrat von Gietl, Dr. von Schleiß und Dr. Wolfstei- ner veranlasst, noch den Gene- ralstabsarzt Dr. Feder und Pro- fessor Dr. Rothmund zur Beratung beizuziehen. Große Lebensgefahr ward gemeinschaftlich erkannt, da die äußerliche Rotlaufentzün- dung auch die innern edlen Teile Fortsetzung von Seite 170 Fortsetzung auf Seite 175  Franz von Pocci berichtet in seinen Memoiren über die letzte Nacht. 1

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