Füssener Heimatzeitung Nr. 241

32 Füssener Heimatzeitung Nr. 241 vom November 2023 / II Serie: Füssener Persönlichkeiten Ein Bericht von Otto Piepenburg Das Leben meines Vaters Fritz Piepenburg Teil 2 Fritz Piepenburg war also nach dem Krieg arbeitslos und nachdem es mit seiner Bewerbung als Lehrer wegen seiner militärischen Vergangenheit nicht geklappt hatte, versuchte er es bei der Augsburger Stadtpolizei. Er ging jede Woche am gleichen Wochentag zur gleichen Uhrzeit zu der Bewerbungsstelle und sprach da vor. Vielleicht wegen dieser Beharrlichkeit, aber auch wegen seinen Englischkenntnissen wurde er von der Augsburger Stadtpolizei an die amerikanische Military Police als Aushilfe und Dolmetscher vermittelt. gern, dass ich mich für den mitt- leren Dienst auf dem Land ent- schieden habe, denn meiner Er- fahrung nach gab es bei den Bau- ern auf dem Land immer was zu essen, während in den Städten oft der Hunger an der Tagesord- nung war.” Dienstzeit in Erkheim So kam er auf den Polizeiposten „Westerheim” und mietete sich im benachbarten Erkheim im Gasthof Krone ein sogenanntes Ledigenzimmer. Er gründete die Wasserwacht Erkheim, die im neu gebauten Schwimmbad in Erk- heim ihren Sitz bekam und gab in seiner Freizeit Unterricht im Rettungsschwimmen und in Erster Hilfe und wurde so auch mit den Töchtern der Familie Rehklau be- kannt, die in Erkheim eine Land- wirtschaft und eine Gastwirtschaft betrieben. Heirat mit Ermelinde Rehklau Auf seinen Streifengängen, die damals selbstverständlich zu Fuß durchgeführt wurden, kam er auch immer wieder durch Erkheim und da ist Fritz auch öfters im Gasthof zum Goldenen Adler mit dem Hausnamen „Hessenwirt” eingekehrt. Dort wurden die Gäste von seiner späteren Ehefrau, der ältesten Tochter des Hauses, Er- melinde Rehklau, genannt Erma, bedient. Schon nach einigen Mo- naten machte Fritz seinen Hei- ratsantrag und am 28. März 1951 läuteten in der Memminger St. Martins Kirche die Hochzeitsglo- cken für das jungvermählte Paar Erma und Fritz. Seltsame Hochzeit Aber warum gibt es kein Hoch- zeitsfoto, warum gab es keine Hochzeitsfeier und warumwurde überhaupt in Memmingen und Nachkriegsjahre Da musste er dann als Fahrer die Militärstreife in einem Jeep durch die Gegend kutschieren und er erzählte kopfschüttelnd, wie die beiden MPs, wenn sie über Land fuhren und einen Hasen oder ein Reh sahen, sofort die Gewehre hochrissen und wie verrückt in die Richtung desWildes ballerten, ohne jemals einen Treffer zu lan- den. Wahrscheinlich hat dieser Job bei der amerikanischen Mili- tärpolizei ihm dann doch zu einer Stelle bei der Polizei verholfen. Da er als Schriftsetzer die deut- sche Sprache in Wort und Schrift sicher beherrschte, hat man ihm sogar eine Stelle im gehobenen Dienst im Augsburger Polizeiprä- sidium angeboten. Alternativ konnte er immittleren Dienst auf dem Land Dienst tun. Mein Vater hat sich einmal gegenüber sei- nem Sohn so ausgedrückt: „ Ich hatte die Nase so voll vom Hun- Fortsetzung auf Seite 34

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