Füssener Heimatzeitung Nr. 236
45 Füssener Heimatzeitung Nr. 236 vom Juni 2023 / II Nähe von Schloss Hohenschwan- gau unternahmen”. Auch sagt sie: „Der Königwar ein gütiger Mensch, man brauchte ihm nur in seine warmen, leuchtenden Augen zu schauen”. Nicht nur ihre, und die Liebe ihresVaters Graf Dürckheim, der Flügeladjutant und nächste Vertraute des Königs, verband sie mit König Ludwig II. Einst trug Kö- niginmutter Marie, dieMutter Lud- wigs II., die kleine Maria Olga zur Taufe. Sie war ihre Taufpatin und von ihr bekam sie auch den Vor- namen „Marie”. Die KöniginMutter übergab sie auch zeitweise in die Obhut der Baronin Spera (Espe- ranza) von Truchseß, da dieMutter der kleinen Maria Olga sich von ihremVater Alfred Graf Dürckheim schon nach kurzer Zeit scheiden ließ. Baronin Spera, wie sie ge- nannt wurde, war kinderlos, was ihr größtes Unglückwar, und somit übernahm sie diese Aufgabe sehr gerne. Noch dazu liebte sie König Ludwig II. abgöttisch. Zur Zeit der „Königskatastrophe” 1886 befand sich Baronin Truchseß imGasthof „Alpenrose” in Hohenschwangau, wo sie in den frühesten Morgen- stundenSpaziergänge unternahm, umdemKönig zu begegnen. Nach- dem sie von der aus München angereistenStaatskommission er- fahren hatte, begab sie sich, mit einem Regenschirm bewaffnet, auf den Weg zum Schloss Neu- schwanstein, wo sie den, ihr al- lesamt bekannten, Herren begeg- nete und sie beschimpfte. Begnadetes Alter Maria Olga wurde 94 Jahre alt und lebte zuletzt in dem privaten Al- tenwohnheimSt. Rita in Landshut. Sie starb im Jahre 1976 und war bis zuletzt von erstaunlich geistiger Frische und nahm an allen Veran- staltungen teil, z.B. vom „Verein zur Wiedererrichtung eines Denk- mals für König Ludwig II. von Bay- ern, München e.V.” oder auch den Gedenkfeiern in der Gruft St. Mi- chael inMünchen. Auch besuchte Maria Olga eines der ersten Schlosskonzerte auf Neuschwan- stein, die im Sängersaal vom da- maligen Schlossverwalter Julius Desing initiiert worden waren. Sie hat ihren großenWunsch, das Kö- nig-Ludwig-Denkmal noch errichtet zu sehen, erfüllt bekommen. Ihr zweiter Wunsch, dass der Sarko- phag von Ludwig II. in der St. Mi- chaelsgruft geöffnet wird, ist leider bis heute nicht in Erfüllung ge- gangen. ■ p Baronin Spera von Truchseß hat nach der Scheidung die kleine Maja aufgenommen. Bild: Archiv Steingaden
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