Füssener Heimatzeitung Nr. 236

158 Füssener Heimatzeitung Nr. 236 vom Juni 2023 / II Er war ein deutscher Diplomat, Philosoph, anerkannter Psychotherapeut und herausragender Zen-Lehrer und er war der Neffe des letzten Adjutanten und Vertrauten von König Ludwig II., der diesem bis zuletzt die Treue hielt und dafür wegen Hochverrats ins Gefängnis kam. Vierzig Jahre später saß Karlfried Graf Dürckheim in derselben kleinen Zelle wie schon zuvor sein Onkel, auch wegen Hochverrats. Soll das Zufall gewesen sein? Dürckheim selbst sieht es als Schick- salsverbundenheit. Ein Bericht von Monika Philipp Serie: König Ludwig II. von Bayern Karlfried Graf Dürckheim „Am Faden von Zeit und Ewigkeit” q Karlfried Graf Dürckheim, bekanntester Spross der Dürckheim-Familie, Neffe Alfred Graf Dürckheims. Bild: privat Fortsetzung auf Seite 161 Was Onkel und Neffen verband Sein Onkel Alfred Graf Eckbrecht von Dürckheim- Montmartin, der Flügeladjutant von König Ludwig II., war der Bruder seines Vaters Friedrich Graf Eck- brecht von Dürckheim-Montmartin (1822–1896). Damit hatten die beiden eine große Nähe, auch in ihrer loyalen und ideellen Ausrichtung. Sie saßen nicht nur in der gleichen Zelle wegen Hochverrats, sie hatten auch einen ähnlichen Charakter. Beiden ging es um Wahrhaftigkeit, um Treue, um ein alles bestimmendes Pflichtgefühl und letztlich um ein besonders ausgeprägtes, tief in ihrer Seele veran- kertes Dienertum, das sich bei beiden zwar unter- schiedlich äußerte, aber dennoch den gleichen Ursprung und den gleichen Wesenskern zeigte. Zeichnete den Onkel Alfred Graf Dürckheim vor allem seine unverbrüchliche Loyalität und Treue zum König aus, hatte sein Neffe Karlfried Graf Dürckheim eine tiefe Treue zur Wahrheit und zum Göttlichen, der Einheit und Ganzheit der Wirklichkeit. Beide verschrieben sich in ihrer Seele etwas Grö- ßerem und traten dadurch aus ihrer Begrenztheit hinaus und wurden zu bemerkenswertenMenschen. Auch die militärische Ausrichtung von Onkel und

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