Füssener Heimatzeitung Nr. 234

190 Füssener Heimatzeitung Nr. 234 vom Mai 2023 Serie: König Ludwig II. von Bayern Die Beisetzung von Königin Marie von Bayern Ein Bericht von Elisabeth Wintergerst Fortsetzung von Seite 194 Transport nach München Am darauffolgenden Tag versie- gelte man nach der Einbalsamie- rung den Sarg und Pfarrer Walter von Waltenhofen segnete den Leichnam ein. Ein mit vier Pferden bespannter Leichenwagen, be- gleitet von sechs Hartschieren (Leibwächtern), sechs Lakaien, sämtlichen Beamten von Füssen und Umgebung, den Veteranen und der Feuerwehr von Schwan- gau und Füssen, sowie der Schul- jugend, brachte die Verstorbene gegen 20:30 Uhr zum Füssener Bahnhof, von wo sie der erste Zug auf der neu gebauten Bahn- strecke Füssen - Marktoberdorf nach München überführte. Über ganz Bayern wurde Staatstrauer verhängt. Das Leichenbegängnis Am 19. und 20. Mai erfolgte die Aufbahrung in der Allerheiligen- Hofkirche. Das feierliche Leichen- begängnis (Trauerzug) fand am Dienstag, den 21. Mai 1889 statt und begann um 1 Uhr mit der Abfeuerung von 101 Kanonen- schüssen, sowie dem fortdau- ernden Geläute aller Kirchen in der Innenstadt von München. Der Zug bewegte sich über den Ma- rienplatz zum neuen Rathaus. An dieser Stelle wartete der Major von Spreither mit berittenen Gen- darmen. Hier stand auch die Die- Am 29. März 1889 kam Marie von einem Kuraufenthalt in Lugano schwer krank auf Schloss Hohenschwangau an. Sie konnte es nicht mehr lebend verlassen. Drei Barmherzige Schwestern aus München pflegten die Königin liebevoll. Um ihr eine Teilnahme am Gottesdienst zu ermöglichen, wurde im Erker des Orts- geschichtenzimmers ein Altar errichtet und Pfarrer Waibl aus Elbigenalp las täglich die Messe, wozu jedermann Zutritt hatte. Am 17. Mai 1889 zelebrierte Dompfarrer Thoma ausMünchen den Gottesdienst und die Königin kommunizierte ein letztes Mal. Nach einer weiteren Messe fiel Marie „in die Züge” und verstarb gegen 8:15 Uhr. Bevor sie ihre letzten Worte sprach, bat sie alle Menschen, denen sie Unrecht getan hatte um Vergebung. Und ihre letzten Worte waren wie das Hinterlassen eines Segens für das von ihr geliebte Lechtal: „Ich komme von einem schönen Lande in ein schöneres. Gott schütze Preußen, Bayern und mein liebes Tirol.” Dann tat sie ihren letzten Atemzug und schloss die Augen für immer. Doch vor ihrem inneren Auge mag sie die Berggipfel der Lechtaler Alpen gesehen haben. Sie wurde im Schwanenritter-Saal des Schlosses Ho- henschwangau aufgebahrt. Die Bevölkerung konnte ihr die letzte Ehre erweisen. Noch im Schloss Hohenschwangau wurde die Leiche seziert und einbalsa- miert.

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