Füssener Heimatzeitung Nr. 233

140 Füssener Heimatzeitung Nr. 233 vom April 2023 Serie: Katholische Kirche Persönliche Erinnerungen an den bayerischen Papst Ein Bericht von Monika Philipp Dr. Peter Heigl ist Dozent, Autor und Referent, beispielsweise im Verein Alt Füssen und der VHS Füssen. Und er kennt Benedikt XVI. noch aus seiner Schü- ler- und Studienzeit in Traunstein. Sogar einen Brief besitzt er von ihm. Heigl studierte an der Ludwig-Maximilians-Universität München und machte seine Staatsexamina in Klassischer Philologie und Theologie mit Promotion in Philo- sophie. Er arbeitete am Edinburgh College of Commerce und an der Universität Montevideo. Anlässlich des Todes von Benedikt XVI. entstand dieses Interview mit der Füssener Heimatzeitung. Dr. Peter Heigl: BENEDICTUS XVI Füssener Heimatzeitung : Wir haben erfahren: Sie kannten Papst Benedikt persönlich, haben sogar einen Brief von ihm. Stimmt das? Und wenn ja, haben Sie ihn noch? Dr. Peter Heigl : Ja, klar. Natürlich habe ich diesen Brief noch. Ich halte ihn in Ehren. Füssener Heimatzeitung : Wie kam es zu diesem persönli- chen Brief? Dr. Peter Heigl : Bei einem Jubiläum unseres Gym- nasiums in Traunstein kam ich mit ihm und seinem Bruder, mei- nem ehemaligen Musiklehrer, ins Gespräch. Er war damals, 1997, bereits Kardinal. Nach dem Tref- fen in sehr familiärer, herzlicher Atmosphäre - er sprach damals vom „Familientreffen” - schrieb ich ihm noch einen Brief mit einer theologischen Frage. Er antwor- Fortsetzung auf Seite 143 tete aus Rom. Zum Verständnis: Ich erinnerte Benedikt XVI. an unsere „Familienfeier” und ich habe ihn gefragt, ob Rom auch heute noch festhalte an der Ver- urteilung von Meister Eckhart, einem von mir hochgeschätzten Theologen. Füssener Heimatzeitung : Wie war seine Antwort für Sie? War sie zufriedenstellend? Dr. Peter Heigl : Nein, seine Antwort war für mich nicht zufriedenstellend. Aber im- merhin, er hat geantwortet, auf seine Weise, gelehrt, belesen, ausführlich. Für mich aber auch: Zu eng, zu wenig offen. Aber es hat mich gefreut, dass er aus- führlich geantwortet hat. Ohne Zweifel eine Ehre. Er schrieb im- merhin versöhnlich und machte gewisse Zugeständnisse. In sei- nem Brief schreibt er an Meister Eckhart gewandt: „Lieber Freund, Du formulierst zu sehr aus dem Pathos des Augenblicks heraus, aber Du musst an Deine Leser denken und Dich so ausdrücken, dass sie Dich recht verstehen können.” Füssener Heimatzeitung : Welche Erinnerungen haben Sie an Benedikt XVI., und was geht Ihnen jetzt, nach seinem Tod, durch den Kopf? Sie kannten ihn ja persönlich. Dr. Peter Heigl : Ja, ich kenne ihn seit meiner Schulzeit. Wir Schüler nannten ihn immer „der Ratzi”. Ich war auf demselben Gymnasium wie er, habe auf den gleichen Bänken Deutsch und Mathematik, Latein und Griechisch gelernt, war im gleichen Internat, dem Studien- seminar St. Michael in Traunstein.

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