Füssener Heimatzeitung Nr. 233

128 Füssener Heimatzeitung Nr. 233 vom April 2023 Serie: Philosophie Zwischen Denken, Fühlen und Handeln - Hannah Arendt Ein Bericht von Florentine Wintergerst Heute ist sie bekannter denn je und ihre Philosophie, ihr Werk und ihr Wirken ist so populär wie noch nie. Hannah Arendt ist berühmt geworden durch den Eichmann-Prozess und die „Banalität des Bösen”. Hier vertritt Hannah Arendt die Theorie, dass Menschen oft auf Obrigkeiten hören und „böse” Dinge tun, obwohl es vielmehr Dummheit ist. Solch unmoralisches Denken sorgte natürlich für viel Aufsehen. Viel wurde sie auch durch Martin Heidegger geprägt, den sie während ihres Abiturs im Alter von 18 Jahren kennenlernte. Zu diesem Zeitpunkt war Martin Heidegger ein junger außerordentlicher Professor und übte auf Hannah Arendt einen nachdrücklichen Einfluss aus. Nicht nur, dass beide über Jahre hinaus eine geheime Liebesbeziehung hatten. Es ist insbesondere Martin Heideggers frühe Philosophie, die Hannah Arendt entscheidende Impulse für ihr politisches Denken gibt. Ein Vortrag von Dr. Otto Randel in der VHS Füssen Fortsetzung auf Seite 131 Hochbegabten-Stipendium „Hannah Arendt, zwischen Den- ken, Fühlen und Handeln”, so hieß der Vortrag von Dr. Otto Ran- del, den er am 15. November 2022 an der Volkshochschule Füssen hielt. Bis auf den letzten Platz waren alle Stühle besetzt. Dr. Otto Randel begann den bio- graphischen Vortrag mit der Fa- milie, der Herkunft, der Bildung und der Erziehung von Hannah Arendt. Hannah Arendt wurde in Linden, das heute zu Hannover gehört, geboren. Sie gehörte kei- ner religiösen Gemeinschaft an, sah sich selbst jedoch immer als Jüdin. 1924 absolvierte sie ein Studium der Philosophie in Mar- burg bei Martin Heidegger und Nicolai Hartmann. Hannah Arendt war hoch intellektuell und zu- gleich sehr feinsinnig und tief- gründig, wodurch sie ihr Studium mit Bravour meisterte. Zwei Jahre später wechselte sie an die Uni- versität nach Freiburg zum Phi- losophie-Professor Edmund Hus- serl. Hannah Arendt war eine klu- ge Frau, die Gespür für das We- sentliche hatte, so erhielt sie ein Hochbegabten-Stipendium der „Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft”. Immigration in die USA Ihr Doktorvater Karl Jaspers dräng- te sie nach Hitlers Machtantritt, sich als Deutsche zu betrachten. „Es ist mir wunderlich, dass Sie sich als Jüdin vom Deutschen unterscheiden wollen.” Zu Hoch- zeiten des Nationalsozialismus diente die Wohnung von Hannah Arendt in Berlin Flüchtlingen als Zwischenstation. Im Juli 1933 wurde sie verhaftet und kam für acht Tage in Gestapo-Haft. Sie pflegte zu sagen „Wenn man als Jude angegriffen wird, muss man sich als Jude verteidigen.” Im Jahr 1937 begann die Aberken-

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