Füssener Heimatzeitung Nr. 233

114 Füssener Heimatzeitung Nr. 233 vom April 2023 Serie: Jahreskreisfeste Die eine Nacht, die alles verändert Ein Bericht von Monika Philipp Im Moment seines Todes, in der Stunde seiner „letzten Einsamkeit”, welche Erkenntnis durchflutete Papst Benedikt XVI., welcher Wahrheit begegnete er? Ist er in die große Geborgenheit gegangen? Er, dem das Ostermysterium immer das tiefgreifendste und wichtigste Mysterium war, das Ziel allen Glaubens, die Hoffnung und Erlösung der Christenheit. Die Auferstehung war für ihn ein kos- misches Ereignis, das Himmel und Erde umfasst und zueinander bringt. Papst Benedikt XVI. und das Ostermysterium In die Wiege gelegt Diese besondere Bedeutung des Osterfestes für Benedikt XVI. wur- de ihm sozusagen in die Wiege gelegt. Schon seine Geburt fiel auf Ostern. Er selbst vermerkt in seinen Erinnerungen über seine Geburt: „Dass der Geburtstag der letzte Tag der Karwoche und der Vorabend von Ostern war, wurde in der Familiengeschichte immer vermerkt, denn damit hing es zusammen, dass ich gleich amMorgen meines Geburtstages mit dem eben geweihten Wasser in der zu jener Zeit am Vormittag gefeierten ‚Osternacht’ getauft worden bin: Der erste Täufling des neuen Wassers zu sein, wur- de als eine bedeutsame Fügung gesehen. Dass mein Leben so von Anfang an auf diese Weise ins Ostergeheimnis eingetaucht war … konnte nur ein Zeichen des Segens sein. Freilich – es  Benedikt XVI. 2006 bei einer seiner eindrucksvollen Osteransprachen. 1 war nicht Ostersonntag gewesen, sondern eben Karsamstag. Aber je länger ich nachdenke, desto mehr scheint mir das demWesen unseres menschlichen Lebens gemäß zu sein, das noch auf Ostern wartet, noch nicht im vol- len Licht steht, aber doch ver- trauensvoll darauf zugeht.” Und diese Sehnsucht und Hoffnung trug ihn durch sein ganzes Leben bis hin zum Papsttum und wohl auch durch seine letzte Stunde. Man könnte auch sagen, das Ostermysterium war seine Beru- fung. Der erste, der nicht mehr gestorben ist Doch was bedeutete ihmOstern? Warum war es ihm so wichtig? Warum ist Ostern für ihn ein kos- misches Ereignis, das jeden Men- schen angeht? Und warum ist nach jenem ersten Ostern nichts mehr, wie es einmal war? Papst Benedikt XVI. sieht es so, dass mit Jesus' Auferstehung eine Tür geöffnet wurde, aufgestoßen in eine ganz neue Welt und eine neue Dimension sich aufgetan hat, wo es Tod und Krankheit nicht mehr gibt, wo er der erste ist, der nicht mehr gestorben ist. Und für ihn war es zeitlebens ein unumstößlicher, tiefer Glaube, dass man nicht mehr sterben muss, wenn man nur tief genug verschmolzen und sozusagen einsmit Jesus geworden ist. Wenn man in ihm aufgeht, wenn er sich ganz und gar durch einen hin- durch verkörpern kann, dann ist der Tod überwunden. Fortsetzung auf Seite 116

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