Füssener Heimatzeitung Nr. 230

164 Füssener Heimatzeitung Nr. 230 vom Januar / II 2023 Füssener Heimatzeitung: Was ist Dein erstes Gefühl, wenn Du an König Ludwig II. von Bayern denkst? Paulina Kirton: Es ist ein ge- mischtes Gefühl, womit ich mich sicherlich von der Mehrheit der Königstreuen unterscheide. Hinter der blendenden Fassade von glo- rifizierender Mystik sehe ich einen zutiefst unglücklichen Menschen, der seinen hohen Leidensdruck zu kompensieren versuchte. Ich empfinde Verständnis, was mich keineswegs davon befreit, mich mit Ludwig kritisch auseinander- zusetzen. Gleichzeitig bewundere ich ihn als jemanden, der Visio- nen und Ideen hatte und diese zu verwirklichen versuchte. Er war zweifelsfrei ein einzigartiger König! Füssener Heimatzeitung: Was und wie war Dein erster Kontakt zur Person von König Ludwig? Deine früheste Erinnerung? Paulina Kirton: Es fing ganz ty- Fortsetzung auf Seite 166 Paulina Kirton gehört zu der neuen Generation von Ludwig-II-Experten. Sie hat bereits mehrere historische Bücher verfasst und zwei haben unmittelbar mit König Ludwig II. von Bayern zu tun. Paulina Kirton ist eine äußerst interessante Fraumit faszinierenden und unkonventionellen Ansichten zu unserer Gesellschaft und zu unserer Welt. Paulina Kirton - ein Interview zu König Ludwig II. von Bayern Ein Interview von Otto-Attila Piepenburg Serie: König Ludwig II. von Bayern Ein Interview von Otto-Attila Piepenburg pisch an: Als Jugendliche habe ich im Rahmen eines Familien- urlaubs die Königsschlösser ge- sehen und war sofort fasziniert. Ich wollte wissen, wer der Mann war, der sie bauen ließ. Zumal man nur Negatives hörte! Um meine Neugier zu stillen, kaufte ich mir meine erste Ludwig-II.- Biografie. Aus Neugier wurde In- teresse, aus Interesse wurde Pas- sion. Füssener Heimatzeitung: Wie kam es zu Deinem Entschluss, Bücher zu schreiben über Personen, die mit Ludwig II. in Verbindung ste- hen? Paulina Kirton: Ich habe mich sehr intensiv mit der Person des Königs beschäftigt und dement- sprechend viele Bücher über ihn gelesen. Jedes Werk hinterlässt jedoch offene Fragen und Lücken, die geschlossen werdenmöchten. Was meine Neugierde weckte, war das personelle Umfeld des Königs, da dieses so gut wie gar nicht erforscht war. Ich widmete mich also der Person Richard von Hornigs, weil er als Privatsekretär Ludwigs eine interessante Er- scheinung ist. Als König-Ludwig- Begeisterter muss man sich schließlich fragen: Mit wem um- gab sich der König? Ganz nach dem Motto gehend ,,Zeige mir deine Freunde und ich sage dir, wer du bist“, bin ich der Auffas- sung, dass es notwendig ist, sich mit Personen der nächsten Um- gebung Ludwigs zu befassen. Mit meinem Sachbuch wollte ich ei- nen ergänzenden Beitrag leis- ten. Füssener Heimatzeitung: Was be- deuten diese Bücher heute für Dich? Paulina Kirton: Auf beide Werke bin ich unglaublich stolz. Der Ro- man ist ein Ausdruck meines Wunsches, ein literarisches Werk über eine Zeit zu schreiben, für die ich eine nostalgische Bewun-

RkJQdWJsaXNoZXIy NDYxMw==