Füssener Heimatzeitung Nr. 228

Heidnische Gestalten Jedes Jahr, am Abend des 4. De- zember, demNamenstag der Hei- ligen Barbara, nach der die Bär- bele benannt sind, können die Füssener diese alte Tradition des Bärbeletreibens in der Altstadt miterleben. Im Allgäu wie auch am Rhein war dies der eigentliche Gabentag für die Menschen, der erst später dann auf den Niko- laustag verschoben wurde. Das Bärbeletreiben hat eine sehr lan- ge und alte Tradition, die man im Allgäu bis heute in einigen Orten wie Füssen, Oberstdorf, Immenstadt oder Sonthofen wie- derfindet. Jedes Brauchtum hat einen Ursprung, den man meist dreihundert Jahre später nicht mehr so leicht wiederfindet, der aber als Kern immer noch vor- handen ist. Die Heilige Barbara ist die christianisierte Form einer viel älteren, heidnischen Gestalt. Sie geht zurück auf Borbeth, eine der drei Bethen, im Allgäu auch die drei Heiligen Madln genannt, mit Ambeth, Wilbeth und Borbeth. Diese drei Bethen sind eine Göt- tinnen-Trinität und die Verkörpe- rungen der Muttergöttin in alter Zeit, wobei Borbeth für die dunkle Zeit steht, die sowohl Leben ge- bären als auch den Tod bringen kann und für alle transformato- rischen Prozesse steht. Die Be- then unterstehen der Göttin Percht, deren hohe Zeit der Winter ist, weswegen sie oft auch „Perch- ten“ genannt werden. In den al- penländischen Kirchen sind diese drei Bethen, wie schon gesagt, die drei HeiligenMadln, Katharina mit dem Rad, Barbara mit dem Turm und Margarethe mit dem Wurm. Im Gefolge der Percht Solche Treiben waren in ihrem ursprünglichen Kern eine magi- sche Verwandlung der Einzelnen zu einem Teil der Göttin Percht. Das Gefolge der Percht ist ein großes, gemeinsames, magisches Wesen voller mächtiger Geister.  Wenn es dunkel wird, kommen die Bärbele. Bild: Füssener Heimatzeitung Fortsetzung auf Seite 170

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