Füssener Heimatzeitung Nr. 228

154 Füssener Heimatzeitung Nr. 228 vom Dezember 2022 Serie: Roßhaupten Schmuckstücke aus den Mooren des südlichen Ostallgäus Mikroskop-Aufnahmen von Kuno Futterknecht Ein Bericht von Elisabeth Wintergerst Das Moor ist ein ganz besonderer Lebensraum, es ist eine ökologische Über- gangszone zwischen festem Land und Wasser. Ohne Wasser, kein Moor. Überall auf der Erde, wo ausreichend Wasser vorhanden ist und das Klima eine torfbildende Vegetation erlaubt, können Moore entstehen. Selbst jenseits des Polarkreises, an denMeeresküsten der Subtropen und in den Regenwaldgebieten der Tropen gibt es Moore. Fortsetzung auf Seite 156 Zwischenwelt Das Moor ist ein Übergang zwi- schen fest und flüssig, zwischen formlos und geformt. Solche Zwi- schenwelten haben ihre ganz ei- gene Magie und wurden seit jeher mit der Schöpfung in Verbindung gebracht. So ist das Wort Moder oder Modder zugleich ein uraltes Wort für Mutter. Wie ein Moor entsteht, war lange Zeit ein Rätsel. In einem der ersten Bücher, die sich mit Torf befassten, spekuliert der Autor im frühen 18. Jahrhun- dert noch darüber, „ob der Torf etwa Faulholz sey“ oder „ob er Erde sey“, ob er ein „harzigt oder schweffelhafte Materie sey“ oder gar ein „Auswurf des Meeres“. Nach dem Ende der letzten Eis- zeit, als sich das Klima allmählich wieder erwärmte, begann in wei- ten Gebieten die Moorbildung. In dieser Periode fielen sehr viele Niederschläge. Die Eispanzer schmolzen und setzten weiteres Wasser frei. Der Grundwasser- spiegel stieg, zahlreiche Täler, Senken und Niederungen wurden überflutet. So veränderte sich die Vegetation, es wuchsen ver- mehrt feuchtigkeitsliebende Pflanzen. An den Stellen, an de- nen die Pflanzen auch nach ihrem Absterben nicht abgebaut werden konnten, bildeten sich Moore. Vor etwa 12.000 Jahren begann die Hochzeit der Moore in unseren Breiten. In niederschlagsreichen Jahren können Moore tatsächlich mehr als einenMeter „aufschwim- men“. In der Folgezeit wird dieses Wasser dann langsamwieder ab- gegeben. Dann sinkt das Moor wieder zusammen. So sindMoore hochwirksame Wasserspeicher, die die Gefahr von Überschwem- mungen und Flutkatastrophen vermeiden helfen. Produktive Lebensräume Moore nehmen eine Sonderstel- lung imStoffkreislauf ein. Sie un- terscheiden sich von allen ande- ren Ökosystemen auf der Erde. Moore sind Lebensräume mit po- sitiver Stoffbilanz. Es bildet sich mehr organische Substanz durch die Photosynthese der Pflanzen,

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