Füssener Heimatzeitung Nr. 225

80 Füssener Heimatzeitung Nr. 225 vom Oktober 2022 Serie: Füssener Persönlichkeiten Apothekerfamilie Immler: Drei Generationen in der Sankt Mang-Apotheke Ein Bericht von Evelyn Barrasch Lindenberg im Westallgäu ist verwöhnt von der Sonne, paradiesisch umgeben von Bergen und Natur. Auch der Bodensee befindet sich in nächster Nähe. Obst und Gemüse gedeihen hier in Hülle und Fülle. Lindenberg nennt sich selbst einen Platz an der Sonne. Kultur und Tradition reichen weit zurück. Hier hat die Familie Immler ihreWurzeln und eine große und verzweigte Verwandtschaft. Welchen Grund sollte es nun geben, diese sonnige Heimat zu verlassen? Leipzig und Schlesien Wilhelm Immler, geboren 1910 in Lindenberg, studierte in Leipzig Pharmazie. Er arbeitete anschlie- ßend mehrere Jahre in Schlesien als Apotheker und lernte dort die Bevölkerung, Kultur und ihren Dialekt gut kennen. Er war ein Mensch, der viel in Kontakt mit seiner Umwelt trat. Schon bald war sein Rat als Apotheker sehr gefragt, zumal damals nicht jeder gleich zum Arzt lief, sondern auch erst einmal den Apotheker fragte, welches Mittel denn helfen wür- de. Im Krieg wurde er als Ober- gefreiter eingezogen. Es folgte noch eine Zeit in französischer Kriegsgefangenschaft. Seine Auf- gabe war es, an der Staumauer des Silvretta-Stausees in Vorarl- berg mitzubauen. Die Stelle, an der er arbeitete, konnte er noch Jahre später seinen Kindern zei- gen. Und so dauerte es einige sehr schwere Jahre, bis er in seine Heimatstadt Lindenberg imAllgäu zurückkehren konnte. Diese Kriegsjahre haben ihn, wie so viele seiner Kriegskameraden, für den Rest seines Lebens ver- ändert. Als er nach Lindenberg zurückkehrte, nahm er seine Ar- beit als Apotheker wieder auf. Die Anstellung in einer Apotheke als Provisor war damals sehr schlecht bezahlt und so wuchs von da an sein Wunsch, eine ei- gene Apotheke als selbstständi- ger Apotheker zu gründen. Das Apothekenwesen muss reformiert werden In der Nachkriegszeit galten noch einige Gesetze und Regelungen aus der Weimarer Reichsverfas- sung, die nur vage eine wirt- schaftliche Freiheit des Einzelnen versprachen. Insbesondere das Apothekenwesen wurde immer noch von der königlichen Verord- nung aus dem Jahre 1913 einge- schränkt. Dies betraf vor allem die Vergabe einer Konzession, die von behördlicher Seite aus an einen Apotheker vergeben werden konnte. Nur mit dieser Konzession war es möglich, sich mit einer eigenen Apotheke selbstständig niederzulassen. Diese Regulierung der Niederlas- Teil 1 Apotheker Wilhelm Immler zieht vom Bodensee nach Füssen

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