Füssener Heimatzeitung Nr. 223

67 Füssener Heimatzeitung Nr. 223 vom August 2022 sein Leben schwer beeinflusst und die ihn immer wieder ent- täuscht und frustriert zurückge- lassen haben. Beim Lesen dieses Buches musste ich feststellen, dass Freude und Ärger in dersel- wehrt, darum musste er sich am Ende seiner Tage nicht wundern, dass ihm keiner geholfen hat aus dem Schlamassel herauszukom- men. Es gibt ein Sprichwort, das hier zu passen scheint: „Viele Hunde sind des Hasen Tod“! Würde tat- sächlich ein Prozess zum Tod Kö- nig Ludwigs II. stattfinden, gäbe es viele strenge Urteile, aber ebenso Bewährungsstrafen, auch wenn es am Ende bei den vier Hauptschuldigen bleibt, die den König in den Tod getrieben haben: Johann von Lutz, Ministerpräsi- dent, der Ludwig wegen seiner Karriere geopfert hat, Prinz Luit- pold, der Angst um sein Vermö- gen hatte, Graf Holnstein, der Ludwig abgrundtief hasste und Dr. Gudden, der sich als „Kö- nigsbeseitiger“, wie Bismarck sagte, zur Verfügung stellte. Doch dass sich die zahlreichen anderen mitschuldigen und verantwortli- chen Institutionen und Personen an der Königstragödie endlich nicht mehr verstecken können, dafür sorgt das Buch „Der „Lud- wig II.-Prozess“ auf erschreckend beeindruckende Weise. Ich habe in der letzten Zeit kein spannenderes Buch gelesen, ob- wohl ich das Leben Ludwigs II. in- und auswendig kenne. ■  Am Untergang des Königs waren nicht nur Preußen, sondern zahlreiche Personen und Institutionen in einer gigantischen „Entmündigungsmaschi- nerie“ beteiligt. Bild: privat Buch : Der Ludwig-II.-Prozess. Die Schuldigen an der Königskatastrophe. Autor : Alfons Schweiggert, Verlag : Volk Verlag, München Gebundene Ausgabe : 312 Seiten ISBN-10 : 3862224155, ISBN-13 : 978-3862224159 Abmessungen : 15 x 3.6 x 22 cm, Erscheinungsjahr : 2022, Preis : 24.90 Euro, Buchbesprechung : Erich Adami Info-Kasten ben Sache immer recht beieinan- der lagen. Nüchtern betrachtet hatte König Ludwig II. keine Freunde. Wenn es manchmal da- nach aussah, war es ziemlich schnell wieder vorbei und Ludwig war wieder einmal enttäuscht. Seine Eltern haben ihn streng und manchmal brutal erzogen. RichardWagner hat ihn getäuscht und finanziell ausgenutzt. Seine Braut Sophie hat ihn mit einem Photographen betrogen. Bis- marck und Wilhelm I. haben ihn nur für ihre Zwecke ausgenutzt. In dem Buch sind noch viele wei- tere Beispiele angeführt, welche die These stützen. Ludwig II. hatte eigentlich nie ei- nen richtigen Freund, der ihn ver- standen hätte und mit ihm durch dick und dünn gegangen wäre. Wenn man so viel wie ich über König Ludwig II. gelesen und ge- forscht hat, ist es erschreckend, so verdichtet zu lesen, wie un- glücklich sein Leben verlief. Nach jedemHoch kam sofort wie- der ein Tief. Alfons Schweiggert weist in seinem Buch nach, dass es viele Sargnägel gibt, welche in den Sarkophag des Königs ge- schlagen worden sind. Das Schlimme an der Sache ist, dass Ludwig II. auch ein bisschen selbst Schuld an seinem Tod hat, denn er hat sich nie richtig ge-

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