Füssener Heimatzeitung Nr. 222

33 Füssener Heimatzeitung Nr. 222 vom Juli 2022 das schon seit dem 17. Jahrhun- dert besteht. So war es also üb- lich, dass man nach dem langen Fußweg zur Kirche, die damals noch unbeheizt war, „zum Ein- kehren“ ging, „schließlich hat neben der Seele auch der Leib sein Recht verlangt”. Eine sonderbare Bestellung Ein unvergessliches Ereignis im Gasthof Hirsch bleibt auch den älteren Trauchgauern wohl noch lange in Erinnerung. Inzwischen verirrten sich hin und wieder Ur- lauber in das kleine idyllische Trauchgau, die es nicht immer einfach hatten mit den Einhei- mischen. So musste „Hansmi- chelars Vera” – langjährige Wirtin beimHirschen – eines Tages eine sonderbare Bestellung von eben- solchen Urlaubern entgegenneh- men: „Ach, Fräulein, bringen se mir doch ‘n kleenes Bier!” Vera glaubte sich verhört zu haben, drehte sich herum und erwiderte störrisch: ”Du wartscht, bischd a Halbe zwingscht.” Hoare Das Gasthaus zum Steg war ein beliebtes Ausflugsziel für die Ein- heimischen. Es befand sich in Deutenhausen direkt am Steg der den Lech überquerte, um nach Rieden auf die gegenüber- liegende Seite zu gelangen. Seit 1899 ist überliefert, dass das An- wesen nach einem Dachstuhl- brand durch Neubau in eine Wirt- schaft umgebaut wurde. Das lock- te besonders Sonntags so man- chen Raufbold an, bis es sogar fast ein sportliches Ereignis für die Burschen aus Buching auf der einen, und die Riedener auf der anderen Seite wurde. Raufen bzw. „hoare“ galt früher nicht als Ereignis mit juristischen Fol- gen, es gehörte einfach zum Le- ben. Bekam man eine verpasst, sah man zu, sich das nächste Mal geschickter durch die Rau- ferei zu bewegen, oder die ganz Hartgesottenen trugen ihre Male und ausgeschlagenen Zähne mit Stolz ins nächste Wirtshaus um sie zu vermehren.  Fortsetzung folgt  Am Gasthaus „zum Steg” in Deutenhausen traf man sich - auf der einen Seite die Buchinger und auf der anderen Seite die Riedener - nach der Sonntagsmesse zum „Hoare”. Bild: privat

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