Füssener Heimatzeitung Nr. 222

178 Füssener Heimatzeitung Nr. 222 vom Juli 2022 Ludwig Steub bekleidete zwar das Amt eines Rechtsanwalts, doch seine Leiden- schaft gehörte der Schriftstellerei. Er brannte dafür, zu beschreiben, was er sah, welche Gefühle dies in ihm auslöste und verstand sich unglaublich gut darauf, dem Leser ein genaues Bild vors innere Auge zu führen, um diese Gefühle selbst nachzuempfinden. Sein Schreibstil ist umfangreich und doch schafft er es durch relativ wenige und einfache Begriffe die Seele der Menschen zu berühren. So werden seine Worte zu lebendigen Bildern. Liest man einen Text von Ludwig Steub, spürt man deutlich seine Liebe zur Natur und zur Geschichte von Bayern und des Außerferns. Man erlebt, wie heimatverbunden die Menschen des 19. Jahrhunderts waren und fühlt die Aufrichtigkeit und Unschuld, mit der sie ihr Leben führten. So wurden als Zeichen der Dankbarkeit für Ludwig Steub und sein Schaffen, Denkmäler errichtet, Schulen und Straßen wurden nach ihm benannt und zu seinem 200. Geburtstag im Jahr 2012 war ihm eine Sonderausstellung in seiner Geburtsstadt Aichach gewidmet. Durch seine Werke und Forschungen schenkt er der heute so gehetzten Welt Erinnerungen an die Stimmung und das Leben, welche vor über 200 Jahren hier herrschten und das Lebensgefühl unserer Vorfahren prägten. Ludwig Steub - Ein Mann der Geschichte schrieb Ein Bericht von Lilith Corompt Serie: Besucher in Füssen Kindheit und Lernjahre Am 20. Februar 1812 wurde Lud- wig Steub als Sohn von Andreas Steub und Josephine Steub geb. Wacker in Aichach „in Oberbaiern, einem freundlichen Städtchen in der Nähe des Stammschlosses Wittelsbach, mit vielen Brauereien und wenigstens einer Schule“, wie er es selbst beschreibt, ge- boren. Der Vater arbeitete als Stiftungsadministrator, wurde dann aber 1822 zur Finanzkam- mer in Augsburg versetzt. So musste der zehnjährige Ludwig in die Schule imSt. Annenkloster gehen. Nur ein Jahr später zog die Familie nach München und Ludwig besuchte dort das „alte Gymnasium” (heutige Wilhelms- gymnasium). Er war ein wissbe- gieriger Mensch und brachte sich selbst erst einmal mehrere Spra- chen bei. Dann besuchte er 1828 die Hochschule und beschäftigte sich mit Philosophie und an- schließend widmete er sich dem Studium der Philologie (Sprach- und Literaturwissenschaft). Die Vorlesungen des hiesigen Pro- fessors Friedrich Thiersch gefielen ihm und regten ihn an, doch schließlich wechselte er zur Rechtswissenschaft, um sich nicht „sein ganzes Leben lang Leidenschaftlicher Schriftsteller und Heimatforscher Fortsetzung auf Seite 180

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